Kurische Nehrung
So entspannend die letzten Tage sein sollen, ein bißchen was wollen wir auch noch sehen. Wir haben eine ganze Weile überlegt, wie wir den Rückweg gestalten. Die Fährfahrt zurück nach Deutschland hatten wir ja bereits ausgeschlossen. Dennoch geht es an die Küste, denn wir denken, dass die Kurische Nehrung auch für einen Kurzaufenthalt und zum Kennenlernen geeignet ist.


Nach einer ruhigen Nacht auf dem schönen kleinen Campingplatz in Kurtuvenai tapsen wir auch am Morgen noch über die klitschnasse Wiese. Selbst als die Sonne herauskommt, schafft sie es nicht, unser Zelt zu trocken. Nachdem alles verstaut ist, machen wir noch einen Rundgang durch das Dorf. Gestern Abend haben wir gehört, dass die "Titanen der Rennbahn" ebenfalls hier im Dorf Station machen. Wir hatten vorher noch nichts davon vernommen. In Brück in Potsdam-Mittelmark wird jedes Jahr ein gut besuchtes Pferderennen veranstaltet. DIe Veranstalter machten sich im Juni mit verschiedenen Planwagen und Pferden und Mulis und wechselnder Belegschaft auf eine Art "Friedensfahrt" auf einem alten Handelsweg nach Russland nach Weliki Nowgorod. BIs Kurtuvenai sind sie bereits gekommen und wollen - wenn alles gut geht - im Oktober am Ziel ankommen. Wir spazieren an den Koppeln vorbei und bewundern die kleinen Planwagen - erstaunlich, wie jeder so seine Ideen umsetzt. Viel Zeit bleibt nicht für einen Plausch, die Pferdeversorgung geht vor. Und so machen wir unsere Runde durch das kleine Dorf mit für seine Größe doch riesigen Kirche.


Dann nehmen wir die restlichen 150 km auf gut ausgebauter autobahnähnlicher Straße in Angriff, die uns nach Kleipeda bringen. Die drittgrößte Stadt von Litauen muss auf unseren Besuch verzichten. DIrekt geht es zur Fähre, die uns die 500 m über das Haff direkt auf die Kurische Nehrung bringt - ohne große Wartezeit, dennoch sind immer noch einige Touristen unterwegs, die auf die Nehrung übersetzen wollen. Die Fährfahrt geht viel zu schnell, dauert gerade mal ein Stieleis lang. Dann sind wir schon auf der legendären Kurischen Nehrung angekommen. Doch zunächst sehen wir noch die erwarteten hohen Sanddünen, die müssen wir uns später erst erlaufen. DIe einzige kleine Straße auf der Nehrung führt durch Wald, so dass von der Straße aus weder die Ostsee noch das Haff zu sehen ist. Die ganze Landzunge ist Nationalpark, so dass Campen nicht wild möglich ist. Wir müssen also einen Campingsplatz aufsuchen, und es gibt sage und schreibe auf der ganzen Nehrung auf litauischer Seite einen einzigen. Dieser soll gut besucht sein zur Hauptreisezeit. Jedoch werden keine Reservierungen entgegen genommen. Dementsprechend reisen wir hier mit recht geringen Erwartungen an einen schönen Stellplatz an. Der Platz liegt fast an der russischen Grenze zur Nehrung. SO fahren wir erst einmal RIchtung Campingplatz, nachdem wir auch noch die für jeden fällige Nationalparksgebühr entrichtet haben und finden tatsächlich auch noch einen freien Platz. Ansonsten ist der Platz aber tatsächlich gut besucht, 90 % der Nutzer sind bereits wieder Deutsche. Zelt aufgebaut, unseren leckeren Mirabellenkuchen genascht, dann sind wir startklar für die Erkundung der Nehrung. Die große Düne, die sich über 50 m in die Höhe reckt, ist fußläufig vom Campingplatz erreichbar. Frisch gestärkt machen wir uns auf eine längere Wanderrunde, die wir jedoch zunächst Richtung Ostsee starten. Wenn man schon hier ist, springt man natürlich auch in das schöne kühle Nass der Ostsee. Ein paar Hundert Meter führt uns der Weg durch Kiefernwald, dann liegt der schöne Ostseestrand vor uns - und auch die einzige Nacktbadezone hier auf der Nehrung. Also raus aus den Sachen und ab ins Wasser, wir erleben die Ostsee tatsächlich mit recht hohen Wellen - ein wunderbares Badevergnügen, dem wir uns eine ganze Weile hingeben. Der Weg führt uns dann weiter am Strand entlang, dann wieder durch lichten Wald, in dem es hoch und runter geht und in welchem auch bereits Sanddünen zu erkennen sind. Es geht durch Nida, einen schon seit jeher beliebten Ferienort, mit hübschen Häusern. WIr fühlen uns irgendwie an den Darss und seine Dörfer erinnert - nur, dass es hier viel ruhiger zugeht, scheinbar ist die Nachsaison schon eingeläutet. Nach dem Badespaß sind wir schon ziemlich k.o. - doch wir wollen noch weiter auf die hohe Düne, die wir kurz vor SOnnenuntergang erreichen. Die Abendsonne packt die Düne in ein wunderschönes Licht. WIeder sind sowohl Ostsee als auch Haff gleichzeitig zu sehen. Die nächste bewaldete Landzunge ist bereits Russlands Teil der Nehrung. Wir genießen die Aussicht. Ziemlich schlapp kommen wir am Campingplatz an und freuen uns dennoch über die schöne Wanderung, und überhaupt über den schönen Tag. Den lassen wir dann noch in der "Picerija" auf dem Campingplatz ausklingen und fallen dann ziemlich müde ins Bett. Erstaulicherweise ist es so schön ruhig auf dem gut gesuchten Platz, dass wir schnell in den Schlaf finden ...