Kreuzweise
Dicke Regentropfen, die auf's Zeltdach fallen, können recht laut sein. Die ganze Nacht hat es durchgeregnet und auch am Morgen tropft es heftig von den hohen Kiefern, unter denen wir stehen. Als wir am Morgen aus dem Zelt krauchen, umgibt uns zudem eine Nebelwand, so dass die anderen Camper auf dem Platz oder der See vor uns nicht zu sehen sind. Erst langsam lichtet sich das Grau und gibt erst das Schilf und später auch das andere Ufer frei. Mehrere Reiher werden am Ufer von uns aufgeschreckt und fliegen davon.
Wir trudeln nach Einkaufen und Tanken zunächst weiter ... es geht langsam in Richtung Ostsee. Unterwegs machen wir an einem See erneut eine Blaubeerpfannkuchenpause, dieses Mal unter einem Birnenbaum. Wie überall liegen hier die herabgefallenen Früchte unter dem Baum. Es herrscht ein Gewimmel von Wespen, Hornissen, Libellen und Schmetterlingen - jeder sucht nach seiner faulenden Birnenleckerei am Boden. Wir lassen uns die heißen und dicken Blaubeerpfannkuchen schmecken, genießen das bißchen Sonne, das sich heute zeigt, beim Schaukeln auf der Paarschaukel.


Als wir den See umrunden, läuft uns ein Schwarzstorch über den Weg ... die scheuen Schwarzstörche sind nur ziemlich selten zu beobachten. Es scheint sich um ein junges Exemplar zu handeln, der für einen Moment im Tümpel feststecken bleibt und einen MOment braucht, um "wieder auf dei Beine" zu kommen.
Auf unserem weiteren Weg kommen wir am Berg der Kreuze bei Siauliai vorbei. Der genaue Ursprung ist wohl nicht ganz geklärt. Auf dem kleinen Hügel werden jedenfalls seit vielen Jahrhunderten Kreuze aufgestellt, schon im Mittelalter war der Berg eine Opferstelle, im 19. Jahrhundert wurde Kreuze für die Opfer der Aufstände gegen die Russen aufgestellt, später dann für im Gulag Verstorbene. Immer wieder wurde versucht, dem Einhalt zu gebieten, Kreuze verbrannt. Doch schon kurz danach wurden immer wieder Kreuze aufgestellt. Seit der Unabhängigkeit von Litauen Anfang der 90er Jahre stieg die Zahl der Kreuze noch einmal extrem an. Waren es in den 60er Jahren noch ca. 2500 Kreuze, die auf dem Berg standen, waren es bei dem Versuch einer Zählung Anfang der 90er weit über 50000. Und der Papst (Johannes Paul) war (inzwischen) auch schon da ... heute ist der Berg unüberschaubar und wohl auch unzählbar mit Kreuzen überhäuft, für Christen ein Pilgerort und für Touris eine Anlaufstelle ...


Von dort ist es nicht mehr weit zu unserem heutigen Nachtplatz ... ein kleiner, gemütlicher Campingplatz auf dem historischen Gelände im Dorf Kurtuvenai, umgeben von Wiesen und an einem kleinen Weiher gelegen. Es wird Zeit, unsere restlichen Mirabellen zu verarbeiten - eine Türe voll hatten wir bereits verschenkt - und so nehmen wir uns noch einmal die Zeit für einen zweiten Kuchen. Und erneut heizen wir auch den Grill an. Der Abend bricht herein, die Wiese, auf der wir stehen, wird unheimlich nass und Nebel steigt über dem Weiher auf, während der Vollmond sich auch so langsam zeigt. Es ist noch August, aber die Tage, bis der Herbst hier Einzug hält, sind wohl nicht mehr weit ...