Nach Westen
Auf einer solchen langen Strecke - durch ein einziges Land wohlgemerkt - gibt es Tage, an denen außer Fahrerei nicht viel passiert. Wäre ja auch noch schöner, wenn man Kilometer machen muss und dann noch ständig rechts und links anhalten müsste, um irgendwelche Sehenswürdigkeiten zu begucken ...;-) Natürlich versuchen wir, uns die vielen Kilometer so angenehm wie möglich zu gestalten, aber mehr als 300 - 400 km am Tag sind kaum drin. Abwechslung bringen dann immer die Pausen, die wir einlegen, dazu suchen wir uns oft ein schönes Plätzchen aus (oder einen qualmenden Schaschlik-Stand).
Die Nacht in der einfachen Unterkunft von Tanja war ruhig. Am Morgen sollten wir sie anrufen, wenn wir bereit zum Frühstück sind. Aber kaum ist die Tür offen, und wir bringen die ersten Sachen zurück zum Auto, ist sie da und fragt uns, ob wir denn schon abreisen. Neee, natürlich nicht ohne das Frühstück, bestehend aus Spiegelei, Brot und Würstchen. Da das Haus direkt an der Wolga liegt, sitzen wir nach dem Frühstück noch eine ganze Weile am Sandstrand und schauen auf's Wasser hinaus. Auch so kann man sich den Tag wunderbar vertreiben. Dann geht's wieder auf die M5. Beim Einkaufen in Kuznez flattert uns dann doch glatt ein Grillhähnchen über den Weg. Das wird bei der nächsten Pause vertilgt.


Vorbei an Penza finden wir an einem Feldrand einen Platz für die Nacht. Wir sind heute beide ziemlich knülle und fallen noch vor der Tagesschau ins Bett. Gar nicht schlimm, im Bettchen kann man sich so schön was erzählen.
Es ist schon ziemlich heiß, als wir aufstehen. Nach dem langen Schlaf fühlen wir uns ausgeruht und machen erst einmal ganz in Ruhe unser Frühstück, während sich Schmetterlinge und anderes Fluggetier auf dem wilden Wiesenfeld und um uns herum treiben. Und es wird noch wärmer im Laufe des Tages, wir erreichen mal wieder Werte über 30 Grad, und das bei einem starken böigen und sehr warmen Wind. Somit liegt es nahe, die heutige längere Fahrpause an einem Gewässer zu verbringen. Wir finden ein lauschiges Plätzchen an einem Fluß in einem lichten Kiefernwald. Doch es windet so stark, dass wir fast die ganze Zeit alles festhalten müssen. Die dünnen Kiefern wiegen sich furchterregend stark über uns und so mancher Kienappel fällt auch nicht weit vom Stamm, sondern auf uns. Ein kleiner Sandstrand lädt dann aber auch noch zu einem kurzen erfrischenden Bad ein.


Gegen Abend erreichen wir Rjasan, bis Moskau sind es jetzt nur noch ca. 200 km. Und prompt stehen wir im Stau, nachdem sich während der Fahrt mal wieder ein extrem heftiger Regenguss über uns ausgelassen hat. In Rjasan wollen wir eigentlich den Kreml besichtigen, ggf. auch über Nacht bleiben. Doch bereits auf dem Weg zu der schönen Anlage fängt es wieder an zu regnen, und ohne Schirm macht die Besichtigung dann auch nicht so richtig Spaß. Also weiter, noch ein paar Kilometer, bis sich der Regen verzieht. Das schaffen wir tatsächlich, landen am Abend in Kolomma, wie Rjasan eine recht alte Stadt, die auch einen schönen Kreml hat. Den werden wir morgen besichtigen. Jetzt fahren wir erst einmal zum Campingplatz, der sich mitten in der Stadt befindet. Richtige Campingplätze sind in Russland eine Seltenheit, die Russen zelten zwar viel, aber eigentlich nur wild, jeder geht dahin und baut sein Zelt auf, wo es ihm gefällt. Ist ja schließlich auch kostenlos. Und wer nicht zeltet, nimmt sich in einer Erholungsbasis, die oft an schönen Plätzen zu finden sind, eine kleine, meist einfache Hütte. Campingplätze, die mit Elektrizität, Wasch- und Kochgelegenheit ausgestattet sind, sind hier echte Mangelware - vielleicht ein neues Betätigsfeld, der Tourismus mit westeuropäischen Campern steckt hier schließlich noch in den Kinderschuhen ...;-) WIr sind jedenfalls froh, diesen Platz durch Zufall gefunden zu haben. Und mit HIlfe eines russischen Gastes finden wir tatsächlich auch noch ZUgang zum Platz, bei dem die Rezeption nicht mehr besetzt ist. Eine riesige WIesenfläche mit Hecken rundherum und SItzgelegenheit ist unsere, Toilette, Dusche, Küche - alles ist da und tiptop gepflegt. Ein recht ruhiges Plätzchen mitten in der Stadt. Zur Belohnung gibt's Bohneneintopf mit russischem Corned Beef (noch aus Tanja Fundus) und dann kriechen wir sehr zufrieden ins Zelt. An dem kratzt kurze Zeit später noch ein kleines Kätzchen von außen, mit dem wir schon zuvor Bekanntschaft gemacht hatten und das sich frecherweise unser Zelt schon von innen angeschaut hatte. Sie muss schnurrend draußen bleiben, und wir schnurren in den Schlaf.