Schwarzer Fleck

Schwarzer Fleck

 Nach ein wenig Regen in der Nacht begrüßt uns am Morgen ein stürmischer Wind. Dicke Wolken hängen auf der anderen Seite über dem See, und wir überlegen, ob wir es noch schaffen, im Trockenen zu Frühstücken. Das klappt dann gerade so, dann fallen die ersten Tropfen. Zum Glück werden es nicht mehr. So starten wir mit einem schönen Sonne-Wolken-Mix in den Tag, vorbei an herrlicher Hügel- und Seenlandschaft, die typisch ist für diese Gegend. Bis ... ja bis wir nach Karabasch kommen, wo sich das schöne Bild krass ändert. Die kleine Industriestadt Karabasch wurde einst von der Uno-Umweltkommision als der schwarze Fleck unseres Planeten bezeichnet und fand sich auch schon auf dem wenig ruhmreichen Spitzenplatz der dreckigsten Städte der Welt. Eine uralte Kupferschmelze ist der Grund dafür. 1918 erbaut läuft sie im Grunde auch noch heute mit der Technik von damals - alles auf Kosten der dort lebenden Menschen und der umgebenden Natur, von der jedoch nicht mehr viel zu sehen ist. Giftige Metalle haben das Erdreich verseucht, Flüsse und Seen in der direkten Umgebung sind rot und orange gefärbt, Schlacke- und Abraumhalden bilden die Hügel der Umgebung. Es sieht kilometerweit aus, wie man sich eine MOndlandschaft vorstellt. Und mittendrin leben Menschen, die mit durchschnittlich kaum 50 Jahren sterben. Faszinierend und erschreckend zugleich. Wir sind froh, als nach dieser Umweltkatastrophe wieder in den grün bewaldeten HÜgeln unterwegs sind und nach ein paar Kilometern einen Nationalpark hinter Slatoust erreichen, in dem wir unsere Füße ein wenig bewegen und den "Schwarzen Felsen" erwandern, von dem man aus eine weite Sicht über die Berge des Uralgebirges hat.

Bei einer Schaschlik-Rast am Wegesrand machen wir Bekanntschaft mit drei Russen, ebenfalls Gästen in der Schaschlik-Bude. Als sie hören, was wir gemacht haben und wieviele Kilometer wir hinter uns gebracht haben, sind sie ganz von der Rolle. Gern würden sie wohl, dass wir mit ihnen den Abend verbringen - und wahrscheinlich wäre das dann einer der Abende, bei dem man sich beim Wodkatrinken um den Verstand saufen kann, weil man mit den Russen (obwohl die drei schon Vorsprung hatten) nicht mithalten kann.
 
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Wir aber rollen weiter unseres Weges, wie fast jeden Abend in der Hoffnung, abseits der Hauptstraße (derzeit die M5) einen schönen Standplatz zu finden. Es wird heute wieder eine lange Suche, denn eine der Piste, die zu einem ausgewählten Standplatz führen sollte, stellt sich als Sackgasse heraus. Kurz vor ihrem Ende ist eine Brücke, die leider keine mehr ist, und das wohl schon seit Jahren. Und so müssen wir die enge dunkle Piste, die wir mühsam hinter uns gebracht haben, nun auch wieder zurück. In der Dunkelheit erreichen wir dann einen Parkplatz zu einer einsamen im Wald liegenden Gedenkstätte und bleiben hier die Nacht.