Reparatur

Reparatur

Über den heutigen Tag gibt es ansich nicht so viel zu berichten. Wir müssen (wollen aber nicht) Kilometer gen Westen machen - und das auf bekannter Strecke. Dennoch geschehen auch an solchen Tagen Dinge, die es zu erwähnen lohnt. Nach einem Frühstück im Truckstop mit Kascha und omelett und nach einer Dusche und nachdem wir nun die Uhren wieder eine Stunde zurück gestellt haben (jetzt nur noch vier Stunden Zeitunterschied) geht es wieder raus auf die Straße.

In einem kleinen Kafe machen wir unsere erste Rast in der Sonne. Ein deutschsprachiger Russe erzählt uns, dass es viele Russlanddeutsche zunächst nach Deutschland gezogen hat, aber nicht wenige jetzt nach RUssland zurückkehren, nachdem sie in Deutschland auch nicht das Paradies auf Erden oder was immer sie sich vom Leben versprochen hatten, gefunden haben.
Später suchen wir einen Platz für eine längere Pause. Umgeben von vielen Seen ist es dennoch kaum möglich, einen Zugang zum Wasser zu finden. Sümpfe und Matschwege vom Allerfeinsten machen dies meist unmöglich. Unsere Karte weist uns irgendwann zu einer Lenin-Sehenswürdigkeit nahe unserer Strecke. OK, dann schlagen wir gleich zwei Fliegen mit einer KLappe, rasten und kieken. Doch zu sehen bekommen wir nichts, denn dazu müssten wir in die Luft gehen. Der in der Karte eingezeichnete Lenin ist ein Waldstück, dessen Bäume so gepflanzt sind, dass man den Namenszug von Lenin aus der Luft erkennen kann. Da wir nicht in die Luft gehen, stehen wir uns auf der Erde nur Tannen, wie in jedem anderen Wald. So bleibt uns nur der Blick auf das Satellitenbild, auf dem man dies sehr gut erkennen kann. Dafür ist die Rast um so schöner. Auf einer abgemähten trockenen und mückenfreien Wiese lassen wir uns nieder und bruzzeln uns noch einmal ein paar Blaubeerpfannkuchen, denn die sind ja sooo lecker. Eine ganze Weile ergeben wir uns dem Müßiggang in der Sonne und schauen dem Treiben von Käfer, Libelle und Co. auf der Wiese zu.
 
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Im nächsten Ort wollen wir die Bank plündern. Der Schein kommt auch aus dem Automaten, nur wollen wir diesen noch etwas kleiner machen. 5000 Rubel-Scheine (ca. 65 EUR) rufen bei so mancher russischen Verkäuferin im Supermarkt einen kleinen Schock aus, oft kann dieser große Schein nicht gewechselt werden und dann sind wir die Dummen, weil das Gegenüber oft kein weiteres Bemühen zeigt. Der Bankschalter hat ja gerade offen und so denken wir, kriegen wir das Scheinchen auch klein gemacht. Englisch geht nicht, also 5 x 1000 auf einen Zettel geschrieben, wird schon klappen. Nach einem "njet" und dann doch einem "da" der Bankangestellten sind wir guter Hoffnung. Am Schalter gibt's zwar nichts von ihr, aber die Dame sperrt ihren Computer und setzt sich in Bewegung, wohl um uns zu zeigen, wie man am Automaten Geld wechselt, oder? Wir gehen ihr hinter her, sie drückt an einem Automaten etwas herum und heraus kommt, ohne dass wir ihr unseren 5000er in die Hand gedrückt haben ... eine Wartemarke. Hm, wohl zu früh gefreut. In der Bank sind wohlgemerkt vier Angestellte und zwei Kunden und wir dummen Ausländer. Tja, alles muss auch hier seine Ordnung haben ... das hat bei uns aber noch Zeit bis zur Rückkehr ins geordnete Deutschland ...:-) Die Wartemarke landet im Müll und wir wieder auf der Straße ...
Es geht noch einige Kilometer durch die sibirische Wald- und Sumpflandschaft. Aber heute wollen wir etwas früher Schluß machen, um uns der Reparatur des Dachträgers und dem Ersatz der gebrochenen Schraube zu kümmern. Wir suchen daher nicht lange nach einem schönen Platz, sondern sehen uns nach dem Tanken auf einem Truckstop in der Nähe um. LKWs sind um diese Zeit noch keine auf dem Rastplatz, schwer für uns einzuschätzen, wo die dann abends parken werden. Wir wollen schließlich etwas abseits der LKWs für einigermaßen ruhige Stunden stehen. Also sprechen wir drei Männer in de rRaucherecke an, um mehr zu erfahren. Das Glück ist mit uns, einer der drei ist der Chef des Komplexes und wir bekommen ein Plätzchen im Privatbereich vom Chef, abseits des ganzen Trubels auf einer Wiese unter Birkenbäumen, nebenan der Garten mit Kartoffeln, Dill, Bohnen, Lauch und allem, was in der russischen Küche gern verwendet wird. Hier können wir uns breit machen und holen alles vom Dachträger, um an die verdammte abgebrochene Schraube zu kommen. Das dauert eine ganze Weile, aber wir werden dabei verwöhnt. Cheffe kommt mehrfach vorbei, bringt uns zunächst Werbeprospekte für die Gegend vorbei. Später wird's dann leckerer, denn er steht mit einem ganzen Eimer frischer Himbeeren vor uns und zeigt uns, wie man die am besten ißt ... mit vieeeeel Honig. Da sagen wir nicht nein und versüßen uns die Arbeit, denn die roten Dinger sind auch ohne Honig total lecker. Während der Fahrer am Auto schraubt und die Navigatorin nur für die Hilfsarbeiten herangezogen wird, bleibt der Navigatorin Zeit, dem Wink vom Platzchef zu folgen, der zu einem Rundgang durch den Garten einlädt und uns gleich noch zeigt, wo wir Wasser fassen können. Wirklich herzlich werden wir hier aufgenommen, obwohl wir kaum miteinander reden können und nur der Übersetzer ein wenig ermöglicht. Später wird uns noch die Banja zur Benutzung angeboten, die sonst kostenpflichtig ist. Durch ein Mißverständnis werden wir auf dieses Angebot aber nicht mehr heute Abend, sondern erst morgen früh zurückkommen. Banja nach dem Aufstehen um 9 Uhr morgens, auch gut ... Die Reparatur der gebrochenen Schraube dauert zwar eine ganze Weile, klappt jedoch ohne Probleme. Noch vor dem Dunkelwerden bekommen wir den Träger wieder auf's Dach, die restlichen Sachen, die auf's Dach müssen, werden wir dann morgen früh noch dorthin verfrachten. Und die ganze Zeit springen zwei verrückte junge Hundedamen ums uns herum. Als es Dunkel geworden ist, nehmen wir unser Abendmahl noch im Kafe ein und fallen dann ziemlich geschafft in unsere Autokoje. Es fängt leise an zu tröpfeln ... schön, wie zutreffend wieder die Vorhersage ist ...
 
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