Rückweg

Rückweg

 

Grau. Grau und naß. Wetter, bei dem man eigentlich an einem Sonntag wie heute am liebsten im Bettchen bleibt. Nur müssen wir irgendwann raus aus unserer Dicken, in der wir die Nacht verbracht haben. An Regentagen wie diesen machen sich die Grenzen unseres Reiseuntersatzes in Bezug auf die Bequemlichkeit besonders bemerkbar. Essen können wir eben nicht im Auto, wenn es regnet. Und auch für den Toilettengang muss man(n) sich in die nassen Büsche schlagen. Aber wir wollen nicht klagen. Zumindest haben wir ja unsere neue Markise, unter der es sich auch im Stehen einigermaßen trocken frühstücken läßt. Wenigstens haben wir weniger Mücken. Für ein Bad im Fluß ist es aber dann doch viel zu trübe und nass.
Im Trüben trudeln wir dann auch in Biisk ein und haben somit auch das offizielle Ende des Chuisker Trakts erreicht und somit das Altaigebirge auch endgültig hinter uns gelassen, wenngleich wir Berge schon eine Weile nicht mehr im Blickfeld haben. Das sibirische Tiefland hat uns wieder. Trübe blickt uns auch Lenin von seinem Sockel vor einem weiten und leeren Platz in Biisk an. Es ist die einzige Statur, die ihn in sibirischer Kluft abbildet, spricht mit Mantel und Schapka. Vor der orthodoxen Kirche ist kein Platz zu finden, kein Wunder, es ist Sonntag.
 
20180812 DSC0964720180812 DSC09667
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der Wetterbericht hatte eigentlich versprochen, dass die Sonne vorkommen soll. Wir müssen jedoch bis Barnaul, bis die Wolkendecke endlich aufreist. Bis dahin bedauern wir die vielen Straßenverkäufer, die mit windschiefen Regenschirmen versuchen, auch bei diesem Mistwetter etwas von ihrer Ernte loszuwerden. Ein Becher Blaubeeren soll erneut unserer sein. Äpfel, Pilze und Honig muss jemand anders mitnehmen. Dennoch ist es immer wieder spannend, was alles am Straßenrand angeboten wird. In Barnaul lassen wir das Auto stehen und spazieren eine Weile an der neu gestalteten Uferpromenade entlang. Jetzt ist es heiß, das hilft nur Eis ...;-) Immer wieder geht unser Blick zum Ob, der schon hier, relativ an seinem Anfang, schon ziemlich breit daher fließt. Wenn wir auch schon bei der Hinfahrt an seinem Ufer standen, so sind das doch beeindruckende Momente, wenn man sich bewußt macht, am Ufer eines der größten Ströme unserer Erde zu stehen. Die Stadt nutzen wir noch zum Einkaufen, denn auch am Sonntag haben wir die meisten Geschäfte lange geöffnet.
 
20180812 DSC09684
20180812 DSC09692
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dann geht es weiter in Richtung Nowosibirsk, immer mal wieder mit Halt zwischendurch, natürlich auch mal wieder für ein Schaschlik. Doch leider fängt es wieder leicht an zu regnen. Eigentlich wollten wir uns am Ufer des Ob, der in einiger Entfernung zur Fernstraße sich nach Norden und auch nach Nowosibirsk schlängelt, unser Zelt aufbauen. Der Ob bietet auch jede Menge Steilufer oder auch Strände. Doch unsere Versuche, ans Wasser zu kommen, enden entweder als Sackgasse in einem Feld oder einer Art Ferienlager. Und je näher wir der Stadt und ihren Vororten kommen, um so schwieriger wird es, ein geeignetes Plätzchen zu finden. DIe schönsten Plätze sind durch Ferienkomplexe belegt, die Preise für Übernachtungen von 300 EUR aufwärts anbieten. Das sprengt natürlich unser Budget. Am Ende landen wir im River Park HOtel, direkt in Nowosibirsk, aber auch direkt am mächtigen Ob gelegen. Aus unserem ZImmer in der 7. Etage haben wir einen weiten Ausblick auf die abendlichen LIchter der 1,5 Mio. Einwohner-Stadt und auf den Fluß mit Strand mitten in der Stadt. Von unserem Zimmer wählen wir auch unser Abendlokal aus - eine Dachterrasse, nur ein paar Meter entfernt, genau am Fluß gelegen. Bei Nieselregen und Wind, aber mit schönem Ausblick und eingehüllt und mehrere Decken, die uns vom ebenfalls in diese Decke gehüllten Personal gereicht werden, machen wir auf "La dolce vita" und futtern endlich mal wieder Pizza. Wir finden's sehr gut. Ebenso das Zimmer mit Dusche und Fernsehen, wo wir dann doch tatsächlich beim Rumzappen noch das 1:0 vom BVB gegen Lazio live sehen.
Hier in Nowosibirsk schließt sich im Übrigen für uns ein Kreis. Bei unserer ersten Ankunft in der "sibirischen Hauptstadt" Mitte Juni standen wir noch ziemlich am Anfang unserer großen Reise, und es ging noch weiter Richtung Osten zum Baikal, so vieles lag noch vor uns. Nach nunmehr fast 20.000 km mehr auf dem Tacho seit dem Start unserer Tour und zwei Monate später sind wir leider auf der Rückreise nach Westen. Das ruft beim Aus-dem-Fenster-Sehen während die sibirische Taiga an uns vorbeizieht, auch ein wenig Wehmut hervor ... aber noch wissen wir auch diese Tage des Rückweges zu genießen ...;-)