Sonnenblumen
Von 5:30 bis 7:00 war die Nachtruhe unterbrochen. Russen sind nicht immer, aber oft (Drängeln, Türen werden nicht aufgehalten usw.), rücksichtslos - so auch die Familie, die gestern Abend noch spät auf dem Campingplatz ankam und sich neben uns niederließ. Und diese Familie machte morgens um halb sechs soviel Theater, als wenn es Mittag wäre. Wäre da nicht die Gelassenheit, die man sich in den letzten zwei Monaten angeeignet hätte, wären vier Russen wohl im Fluß gelandet ...:-) Später begrüßt uns dann noch einmal die Morgensonne und ein strammer Wind.
Wir fahren zum See zurück und spazieren eine Weile durch den umtriebigen Ort, am Wasser entlang. Schöne Ferienhütten stehen neben halb verfallenen Hütten, die von üppigen Blumengärten umgeben sind. Der eine Bewohner steckt wohl schon mitten im Touristengeschäft, während der andere noch sein altes, bescheidenes Leben führt. Pferde grasen am Ufer. Sportboote warten auf Kundschaft, um über den See zu preschen, während alte, halb verfallene Kähne im Wasser dümpeln. In einem kleinen Cafe mit Draußensitzmöglichkeit im Schatten, denn es ist schon ziemlich heiß, haben wir endlich wieder Internetempfang, und so bestellen wir uns Kaffee und Blini mit Smetana und nutzen die MÖglichkeit, die letzten Berichte online zu stellen.


Wenn wir auch noch viele Tage vor uns haben, uns ist bewußt, dass wir auf dem Rückweg sind. Das Altaigebirge lassen wir nun hinter uns. Bevor es jedoch wieder ans tägliche Kilometermachen geht, wählen wir für heute noch einmal eine Nebenstrecke, die uns immer wieder entlang der Bija führt. Aus dem Asphalt wird irgendwann wieder Piste. Es geht durch kleine Dörfer, die nicht mehr von Tourismus im Altai profitieren. Hier lebt man von Landwirtschaft oder wandert in die großen Städte. Es wirkt nicht mehr so aufgeräumt, wie zuletzt.
Bei den heißen Temperaturen um die 30 Grad wollen wir nicht den ganzen Tag im Auto sitzen und suchen uns eine schöne Stelle am Fluß. Stühle raus, Kuchen raus, Melone raus, für einen weiteren Kaffee ist es viel zu heiß. Und ab mit den Füßen ins Wasser. Ziemlich weit kann man in den Fluß laufen, ohne nennenswert an Tiefe zu gewinnen, allerdings hat der Fluß auch eine ziemliche Strömung. Hier sitzen wir eine ganze Weile, bis es sich zuzieht und anfängt zu stürmen. Es dauert auch nicht lange, bis die ersten Tropfen fallen.


Später finden wir am Fluß eine schöne einsame Stelle für die Nacht. Der Angler, der zunächst noch am Ufer sein Glück versucht, verschwindet irgendwann. Nach ihm kommen die Mücken. Der Wind hat zwar nachgelassen, aber es ist trübe geworden und hat sich merklich abgekühlt. Schade eigentlich, denn eine neue Augenweide begleitete uns am Wegesrand. Sonnenblumenfelder, soweit das Auge reicht, in voller Blüte. Millionen gelber Köpfe neigen sich alle in dieselbe Richtung. Da freuen wir uns schon darauf, dies im Sonnenlicht anzuschauen.