Teleskoe
Nach dem gestrigen aufregenden Tag sitzen wir heute wieder bequem in unserer Dicken. Der Weg ist klar, es geht jetzt immer weiter Richtung Westen. Noch ist Gelegenheit, immer mal wieder Stops einzulegen. Das Wetter ist uns weiter wohl gesonnen. Und so bietet die Hängebrücke bei Aja Gelegenheit, sich die Füße zu vertreten. Auch die Russen nutzen Wasser und Wetter, liegen am Flußufer, fahren mit Raftingbooten die Stromschnellen im Fluß entlang.
Bald erreichen wir Gorno-Altaisk, die Hauptstadt der Republik Altai. Jetzt geht es wieder vermehrt los mit den schön anzuschauenden Kirchen obwohl auch hier noch Moscheen und buddhistische Kloster für die Glaubensvielfalt der Region sprechen. Wir werfen einen Blick auf die schöne Holzkirche St. Markarius, allerdings nur von außen. FÜr den Blick ins Kircheninnere müssten wir uns wohl erst passend kleiden, denn kurze Hose sind wohl nicht standesgemäß - und dazu haben wir bei Temperaturen um die 30 Grad ja nun mal so gar keine Lust.


Weiter geht's - nach unseren üblichen Erledigungen wie Einkaufen und Tanken - durch schöne Hügellandschaft im Voraltai in Richtung Teleskoe-See, den Baikal des Altai. Auch hier laufen uns noch regelmäßig Pferde und Kühe über den Weg, aber die Viehherden sind bereits merklich weniger geworden. Dafür wird auf den HÜgeln fleißig Feldwirtschaft betrieben. Kartoffen, Raps sind für uns noch erkennbar, viele Feldfrüchte aber auch nicht. Oft werden auch nur die Wiesen, die so üppig in den prächtigsten Farben blühen, abgemäht - die vielen Heuballen auf den Feldern sprechen davon. Und auch die Lkw, die uns auf der Straße entgegenkommen, die so voller Heuballen geladen sind, dass man fast Angst hat, daran vorbeizufahren, weil man meint, der nächste Heuballen landet auf uns. An einem kleinen Flüßchen machen wir Halt und genießen eine ganze Weile den herrlichen Sonnentag. Aber erst einmal geht's auf die andere Seite des Flüßchens, den wir furten, denn dort ist es nicht so vermüllt. Kuchen, Kaffee, Melone, die Beine ins Wasser - Entspannung muss schließlich sein ...


Später führt die Straße an der Bija entlang, hier schon ein größerer Fluß, der sich irgendwann flußabwärts mit dem Katun vereinigt und dannn als der große Ob irgendwann ins Eismeer fließt. Aber jetzt sind wir an der Bija, und wir sind nicht die einzigen. Entlang des Flußufers auf den Wiesen und im kühlenden Wald stehen immer wieder Fahrzeuge und Zelte. Alle Russen scheint es an diesen Fluß zu ziehen. Verständlich, denn es ist wirklich schön hier. Und wen zieht es bei diesem Wetter nicht ans Waser. Das bestätigt sich dann auch, als wir am See ankommen. Es gibt nicht viele Orte am See, der nach Süden hin durch die umliegenden Gebirgszüge schwer erreichbar ist. Aber in Artybas, am Seeanfang gelegen, ist Tourismus pur angesagt. Der Ort scheint nur aus Unterkünften, Tourismusbüdchen, Cafes und Verkaufsbuden zu bestehen. Auf dem Wasser des Sees (sehr klar und tief, wenn auch mit 325 m nicht so tief mit der Baikal) fliegen Boote über das Wasser, Tretboote sind unterwegs, Kinder schwimmen herum. Und durch die Straßen reiten Pferde an den Autos vorbei, andere grasen am Ufer. Und wir suchen einen Standplatz für uns - natürlich am Wasser, schließlich sind wir am Teleskoe-See. Doch das gestaltet sich heute schwieriger als gedacht. Die Plätze, die wir anfahren, sind in erster Reihe am Ufer bereits viel zu gut besucht. Und viele Campingplätze gibt es ohnehin nicht. NIedliche kleine HÜtten, die genau am Ufer liegen, sind ausgebucht. Nach viel Hin- und Herfahrerei entscheiden wir uns, es nicht am See, sondern am Ufer der Bija, die aus dem Teleskoe-See , zu versuchen. Ein tatsächlich finden wir hier noch ein kleines Camp unter lichten hohen Kiefern, in dem nur zwei weitere Zelte stehen. Sogar eine Hütte hätten wir hier noch mieten können. Dieser Platz ist eben etwas abseits vom Trubel, aber das ist ja für uns genau das richtige. Und so machen wir uns breit, schmeißen auch noch den Grill an und lassen den Abend gemütlich - und typisch russisch am Lagerfeuer - ausklingen. Es ist ein warmer schöner Sommerabend, am klaren Himmel leuchtet die Milchstraße ...