Karakol

Karakol

OK. 6:55 wäre ebenfalls zu früh gewesen dann kann es auch 5:55 sein. Am Abend vorher hatten wir geklärt das wir um 6:20 schon Frühstück bekommen so das wir pünktlich am vereinbarten Treffpunkt ankommen. Alex und ein weiteres Pärchen erwarten uns schon und so kann es denn auch gleich auf die Strecke zu den Karakol-Seen gehen. Unser Fahrzeug ist ein UAZ Hunter mit verstärkten Federn, höhergelegt und imposanter Bereifung. Die hinteren Sitze, auf denen wir Platz nehmen, sind sehr bequem. Vor uns wurde eine Haltestange quer ins Auto gebaut die auch noch nötig sein wird. Ansonsten ist das Auto eben nichts weiter als Auto. Keine elektrischen Fensterheber, kein Radio, eine Heizung (Schiebefenster auf oder zu) sowie keiner Polsterung an den Türen oder gar Teppich auf dem Boden. Am Treffpunkt stehen weitere Fahrzeuge. Die meisten sind ebenfalls UAZ Hunter, es stehen aber auch URAL LKW hier die auf der oben offenen Ladefläche 20 Sitzplätze aufgebaut haben. Pünktlich um 7 geht es los. Wir sind die ersten auf der Strecke und so bleibt es uns erspart den Dreck der anderen Fahrzeuge abzubekommen. Insgesamt liegen etwa 30 km und 1400 Höhenmeter vor uns. Die ersten 10 km gehen auf "normaler" Piste durch zwei kleine Ortschaften. Schon auf diesem Stück merken wir wie komfortabel doch unserer Dicke auf solchen Strecken zu fahren ist gegenüber diesen eher archaisch anmutenden UAZ. Sowohl Alex als auch das russische Pärchen sprechen keine Wort englisch oder deutsch, dafür untereinander sehr viel russisch - von dem wir nichts verstehen. Also sind wir quasi unter uns und geniessen die Umgebung, sehen zu wie der Morgennebel sich langsam aus dem Tal in die Höhe verzieht und schliesslich ganz verschwindet. Nach etwa 10 km haben wir die letzte Brücke über den kleinen Fluss passiert den wir immer wieder kreuzen. Ab jetzt gibt es nur noch Furten oder wir fahren gleich im Bachbett. Die Strecke wird ruppiger aber noch ist sie von Fahrzeugen wie unserer Dicken oder einem Toyota Landcruiser, an dem Alex kopfschüttelnd vorbeifährt, zu bewältigen. Nach 2/3 der Strecke gibt es einen Stop auf einer Waldlichtung. Hier wohnt eine Familie die hier Kaffee, Tee und frisch zubereitete Piroggen anbietet. Alle Fahrer halten offenbar hier an. Zumindest kommen am Ende unserer Kaffepause 5 weitere Autos an. Die Fahrer kennen sich natürlich alle und so werden ein paar Worte gewechselt und dann fahren wir auch schon weiter. Wieder als erste.

20180809 DSC0947220180809 DSC09507

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der "Weg" nimmt jetzt Züge an die man als Weg teilweise kaum noch zu erkennen vermag.An manchen Stellen sind die Fahrspuren über einen halben Meter ausgefahren. An anderen Stellen wird die Schräglage so abenteuerlich das man glaubt das Auto lehnt sich gleich gegen die Böschung. Wir rumpeln über Stellen die nur noch aus Geröll bestehen mit Steinen in Koffergröße. Teilweise ist selbst Schritttempo zu schnell. Ohne die stabile Stange vor uns an der wir uns mit beiden Händen festhalten, würden wir quer durch den Innenraum hin und her geworfen. Und so dauert es auch insgesamt 3 Stunden bis wir die 30 km hinter uns gebracht haben. Am Ziel angekommen erklärt uns Alex kurz auf welchem Weg wir die 5 Seen erreichen können. Da der Pfad schätzungsweise von 100 Touristen täglich begangen wird ist das allerdings nicht notwendig. Er ist deutlich zu erkennen. Für die Strecke, die leider kein Rundweg ist, muss man 4 1/2 bis 5 Stunden rechnen. Mit Alex ist vereinbart das wir uns um spätestens 16 Uhr an seiner "Maschina" treffen. Der Weg ist nicht anspruchsvoll aber er führt durch knie bis mannshohen Bewuchs und es müssen 3 oder 4 Bäche gequert werden. Da sind wir froh um die festeren Schuhe und die langen Hosen für die wir uns am Morgen entschieden haben. Am vierten See liegt sogar noch ein kleines Schneefeld, mittlerweile sind wir auf rd. 1900 Höhenmeter. Am fünften See legen wir die wohlverdiente Pause ein. Mit mitgebrachten Schweinbraten, Brot und Schokoriegeln.

20180809 DSC0952720180809 DSC09529

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Rückweg - sowohl das Stück zu Fuß zum Auto als auch die Fahrstrecke erfolgen auf dem gleichen Wege wie der Hinweg und verläuft auch genauso - mit einer kleinen Ausnahme. Im mittleren Streckenabschnitt - also dort wo die Piste zwar immer noch abenteuerlich aber mit viel Mühe auch für uns fahrbar wäre - kommt uns in einer etwa 100m langen Engstelle ein PKW-großer Buggy mit Überrollbügeln entgegen. Alex, unser Fahrer, russischer Mann, fährt weiter nach rechts auf die Böschung. Das Auto gerät in Schräglage. Der Buggy fährt weiter nach rechts auf die Böschung. Der Buggy gerät in Schräglage. Das wird eng. Auto noch ein bisschen rechts, noch schräger. Buggy etwas weiter nach rechts, auch noch schräger. Russischer Mann bremst nicht. Slapstick pur. Der Weg ist so eng und die Fahrzeuge stehen so schräg das sie mit den A-Säulen zusammenstoßen. Nicht sehr heftig, aber doch so das Alex seine Tür nur noch mit Gewalt aufbekommt. Zur Reparatur wird aus dem Kofferraum ein Hammer geholt. Anschliessend verabschieden sich die beiden Fahrer mit Handschlag. Man darf vermuten das der Vorfall noch irgendwann mit Vodka seinen Abschluss findet. Wir jedenfalls sind froh als wir endlich wieder an unserem Auto sind und suchen uns schnell einen Standplatz - selbstverständlich mit Wasserzugang:-)