Chuisky-Trakt
Hmmm ... lecker, heute gibt's zum sonnigen warmen Morgen ein passendes Frühstück ... Blaubeerpfannkuchen. Selbst gemacht vom Fahrer. Das ist schon mal was anderes, obwohl wir das morgendliche Frühstück, das meist aus Müsli oder Toast besteht, doch auch sonst genießen. Schön ist, dass wir uns mit der überdachten Sitzmöglichkeit, die uns zur Verfügung steht, so schön ausbreiten können, was sonst an unserem klappbaren Campingtisch nicht der Fall ist. Wir lassen uns heute ganz viel Zeit. Nach dem Frühstück entern wir den Fluß für das morgendliche Bad - heute mal wieder mit Haare waschen im kalten Wasser. Das kostet immer einen Moment Überwindung, ist dann aber gar nicht so schlimm. Da der Fluß eine gewisse Strömung hat, muss man nur das Gleichgewicht halten und natürlich die Flasche mit dem (biologisch abbaubaren!) Waschmittel. Freundlich grüßt der russische Nachbar, der es uns nachtut und auch sein Bad im Fluß nimmt. Wir werden ohnehin wieder öfter mit Daumen-Hoch-Zeichen begrüßt und angesprochen von den Russen auf unsere lange Reise.


So auch an unserem ersten Stop, als uns ein Radfahrer aus Moskau anspricht und toll und extrem findet, wo wir herkommen und was wir tun. Wir unsererseits finden toll und extrem, dass er mit dem Rad den Trakt fährt (und das noch bergauf). Das sind immerhin auch zwischen 600 und 700 km, und das schafft auch nicht jedermann. Nach dem kurzen Plausch spazieren wir zu einer abenteuerlichen Hängebrücke, die jedoch auch nur für Fußgänger vorgesehen ist, setzen die ersten Schritte auf die Brücke und ... gehen lieber wieder zurück. Das Ding wackelt schon ziemlich, je weiter man die Brücke betritt und sich vom Ufer entfernt. Drei Holzbalken nebeneinander dienen als Trittfläche, Drahtseile halten das KOnstrukt auf beiden Seiten und für den Übergänger sind nur zwei dünne Schüre gespannt. Wer Spannung braucht ... bitte ... weitergehen ... uns reichen ein paar Schritte für den Nervenkitzel und ein paar Fotos ...;-)


So rollen wir wieder durch die schöne Altaigebirgslandschaft, wobei die HÖhen abnehmen. Wir sind jetzt schon bei 1000 m angelegt, nur ab und an geht es über einen Pass noch einmal höher. Die Berge um uns herum sind lieblicher geworden, mit dicken saftigen Wiesen, bei denen es sich lohnt zu mähen und Heu für's Vieh zu machen. Am Straßenrand sind immer wieder Verkaufsstände aufgebaut, Obst und Gemüse und Honig aus dem eigenen Garten wird angebaut. Die Gärten stehen jetzt im HOchsommer in voller Pracht, meist Kartoffeln und Gemüse, mal aber auch üppige Blumenpracht vor den meist einfachen Holzhäusern. Alles scheint so friedlich und man kann sich kaum vorstellen, wie schwer es im Winter hier wird. Auf einem Parkplatz, auf dem wir die Aussicht auf Hügel und den Fluß genießen, spricht uns eine Mongolin an. Offenbar hat sie erkennt, dass wir Deutsche sind und sie erhofft sich von uns nun, dass wir ihrem Mann, der ein deutsches Auto, einen BMW X5, fährt helfen können. Einen Versuch ist es wert. Die Familie (junges Ehepaar mit drei Kindern und Vater und Mutter Mongole sind auch noch dabei) sitzen in der brütenden Sonne und versuchen wohl schon seit einiger Zeit, ihr deutsches Fahrzeug wieder in Gang zu kriegen. Mehrere Fehlermeldungen (natürlich in englisch) sind im Fahrzeugdisplay ersichtlich, die gravierendste aber wohl, dass die Handbremse nicht gelöst werden kann und das Auto somit keinen Meter in Gang gesetzt werden kann. EIn Handbuch ist im Fahrzeug nicht vorhanden (weder in deutsch noch in englisch), die Batterie hatte der junge Mann bereits aus- und wieder eingebaut, wir klicken hier und da, versuchen etwas mehr zu erkennen als die Fehlermeldung des Fahrzeugs ausgibt, gehen die Sicherungen durch, wissen aber nicht, wo der Notfallhebel für die Handbremse ist. Nach einer halben Stunde müssen wir die Mongolenfamilie hilfslos zurücklassen, uns fällt auch nichts mehr ein und ohne Handbuch sind auch wir Deutsche bei einem deutschen Fahrzeug hilflos. Internet und Telefon funktionieren gerade auch nicht und der nächste Ort ist weit entfernt. Es tut uns leid, aber wir können hier nichts tun ...
An einem Pass am Trakt, der uns noch einmal auf 1700 m hinaufführt, herrscht großer Andrang an Fahrzeugen. Aber es ist weniger die Aussicht, die die Menschen hier begeistert und anlockt, sondern jede Menge Verkaufsstände mit meist mongolischen Schnickschnack-Artikeln (wobei die Stände sämtlichst so gut wie dasselbe anbieten) und ein paar Futterbuden. Es ist dennoch interessant, hier entlang zu schlendern, wobei wir aber auch noch die Aussicht genießen.
Da wir heute noch den Grill anwerfen wollen - schließlich fasst unser Kühlschrank endlich wieder Fleischprodukte, schauen wir schon recht früh nach einem Übernachtungsplatz. Der eine oder andere Halt verzögert dann allerdings das Tagesende und zudem sind wir irgendwie heute recht wählerisch, was unseren Standplatz angeht. Nicht zu nah an der Straße, zu viel Kuhscheiße auf der Wiese, am Fluß soll es schon sein, ohne zuviel andere Menschen - faktisch wird es später als wir wollten, aber fast alle unsere Standplatzwünsche werden wahr. Und den Grill feuern wir auch noch an auf einer fast mückenfreien Wiese am Flußufer.