Altai
Es war eine kühle Nacht am oberen Rand der Schlucht, aber die Morgensonne wärmt das Zelt schnell auf. Noch bevor wir aus dem Zelt gekrochen sind, kommen die ersten Besucher der Schlucht an unserem Zelt vorbei, um ein wenig tiefer die SIcht auf einen Wasserfall zu genießen. Nicht mal die MOrgentoilette kann man in Ruhe machen ...;-) Nach dem Frühstück machen auch wir eine kleine Wanderung am oberen Rand der Schlucht entlang und genießen die Blicke in die Tiefe. Die Serpentinenstraße beschauen wir heute im Sonnenlicht. Die Fahrzeuge, die nach unten fahren, sind sehr langsam unterwegs. Da wir in der Schlucht unten selbst nicht weiter wollen (es geht noch an das abgelegene Südende eines Sees, allerdings auf Pistenstraßen), bleiben wir hier oben und schonen unsere Dicke von der mühsamen Auf- und Abfahrt. Gegen Mittag machen wir uns dann auf den Rückweg zum Trakt. Langsam nehmen wir die ersten 50 Kilometer Piste und erfreuen uns wie schon gestern an der wunderschönen Umgebung. In Ulagan - die Hälfte des Rückwegs zum Trakt ist geschafft - füllen wir unsere Vorräte auf. Im Supermarkt läuft uns doch tatsächlich ein schönes Stück Schweinebraten über den Weg. So ist dann auch unsere Nachmittagspause gerettet, die wir in einem lichten Wald am Flußufer verbringen. Der Räucherfisch von gestern und der Schweinebraten von heute ergeben einen guten Nachmittagssnack.


Irgendwann sind wir dann auf dem Trakt zurück. An den am Straßenrand angebotenen Blaubeeren können wir nicht wortlos vorbeigehen. Ein großer Becher voll nennt sich bald unser. Schön, wenn man so viele frische Sachen am Wegesrand mitnehmen kann. Unsere Puddingvorräte sind zwar erschöpft und bisher gaben die Supermärkte keinen neuen her - wahrscheinlich, weil bei Mutti Russin zu Hause nichts aus der Fertigtüte kommt, sondern alles selbst gemacht wird - aber wir werden schon Verwendung von die blauen Beeren finden.
Auf dem weiteren Weg fällt uns ein herrschaftliches Haus auf, auf dem die RUsslandfahne weht. Mitten in einem kleinen Dorf steht das schöne Gebäude, das hier schon rein äußerlich als Steinhaus aus der Rolle fällt, und durch zwei schöne Steinmauern und einem Metalleingangstor auffällt. Zwei riesige Hunde spielen hinter dem Eingangstor verrückt, sind aber eher verspielt als bissig. Wer Weiß, welcher Oligarch sich hier einen Sommersitz im schönen Altaigebirge eingerichtet hat?


Am Trakt machen wir noch öfter Halt an kleinen und größeren Sehenswürdigkeiten. Hauptattraktion ist und bleibt jedoch die wunderschöne Umgebung, durch die die Straße verläuft, immer am Gletscherfluß entlang und inmitten hoher Berge. Irgendwo haben wir den Satz gelesen, der Altai sei ähnlich wie die Schweiz, nur leerer. In gewisser Hinsicht stimmt das schon, allerdings sind auch hier im Altai viele Touristen unterwegs, denn auch in Russland sind inzwischen Ferien. Einen Stop legen wir an einer alten baufälligen Brücke ein. Nein, wir wollen die Brücke nicht überqueren, aber ein Foto ist sie allemal wert. Ein kleiner Wasserfall liegt auch noch auf dem Weg. Viele Russen kommen uns beim Aufstieg mit gefüllten Flaschen entgegen, die sie dem Fall entnehmen. Wasser in Bottichen im Supermarkt ist zwar billig, aber gespart wird auch hier so gut es geht. Vielleicht hat das Wasser aus dem Felsen ja auch eine magische Wirkung, die uns bisher nicht bekannt ist. Auch mehrere Denkmäler sind den einen oder anderen Stop wert. Und so endet unser nachmittägliches Stop and Go auf einem kleinen Camping-Areal - natürlich am Flußufer gelegen, allerdings auch unweit der Straße. Geboten wird für den schmalen Taler nicht voll, aber eine überdachte Sitzgelegenheit, ein Plumsklo und der Wasserzugang sind enthalten. Nicht viel, aber schön, zumal an diesem Flußufer die Abendsonne noch ihr Bestes gibt. Es ist nicht viel los auf dem Platz, zwei russische Familien außer uns. Der Platzchef tut sein Bestes, um Geld zu verdienen, und wir nehmen ihm das Angebot, uns die Banja, die russische Sauna, die es auf dem kleinen Platz auch noch gibt, anzuheizen. Wenigstens einmal - auch wenn es warm ist - muss man(n) im Russlandurlaub auch mal in einer Banja gewesen sein. Während des Anheizens können wir unser Abendmal einnehmen und dann ruft Cheffe uns für die fertige Banja herbei. Eine Stunde später fühlen wir uns etwas wärmer, sauberer und wohler. Und so sitzen wir unter dem Sternenhimmel noch eine Weile beim Bierchen und genießen den milden Abend am rauschenden Fluß ganz entspannt.

