Farbspiele
Zumindest an unserem Stellplatz hat sich im Vergleich zur Mongolei nichts geändert. Wir stehen mitten in der Steppe an einem Hang mitten in einer weiten Ebene mit Blick über Kosh-Agach. Das ist ein kleines Örtchen mit knapp 4500 Einwohnern und liegt an einer der berühmtesten Straßen in Russland. Es ist der Chuisky Trakt, die einzige größere Straße (M52), die sich auf mehreren hundert Kilometern durch das Altaigebirge windet. So mancher sagt, dass sie eine der schönsten Straßen der Welt ist. Na mal sehen, das werden wir ja bald selbst beurteilen können. VOn Kosh-Agasch waren wir gestern angenehm überrascht, nicht nur wegen des ersten russischen Essen am gestrigen Abend. Es ist ein freundlicher Eindruck, den die sibirischen Holzhäuser mit den bunten mongolischen Wellblechdächern hinterlassen. Es ist nicht mehr so staubig, wie noch in der MOngolei, obwohl auch zerfallene Gebäude hier und da stehen und Kühe in den Straßen unterwegs sind, aber es gibt so etwas wie Bürgersteige udn ein paar Aufhübschungen hier und da. Nach dem Frühstück geht es dann für uns auf die ersten Kilometer auf dem Trakt durch das Altaigebirge. Zunächst durch die Hochebene von ca. 2000 m, die sich noch eine ganze Weile zieht - geht es nun Kilometer für Kilometer abwärts. Doch nicht lange, und wir biegen ab zum ... Mars.


Handbemahlte Wegweise führen uns dorthin, und der Mars ist gar nicht so weit weg. Berge in jeder Farbform liegen vor uns, gelb, rot, weiß, grün - ein herrliches Farbenspiel. Gegen eine kleine Gebühr können wir auf dem Mars parken und wenn nötig, ein Plumsklo nutzen. Nach einer kleinen Artistikeinlage über eine kleine Brücke, die ein Bächlein kreuzt, das man auch zu Fuß überqueren könnte, ersteigen wir die farbenfrohe Landschaft. Da die SOnne mitspielt, bieten sich hier Fotomotive ohne Ende. Die bunten Berge umrahmt von den Bergen in der Ferne, die jetzt wieder mit Wald bestanden sind, ergeben ein wunderschönes Bild. Eine Weile durchstreifen wir die Gegend. Wandern macht hungrig und so endet unser Ausflug auf den Mars mit frisch zubereiteten Piroggen.


Der Trakt führt nun zwischen den hohen Altaibergen hindurch. Neben der Straße schlängelt sich immer ein Gletscherfluß entlang, derzeit die Tschuja, die von den hohen 4000er rechts und links gefüttert wird. Am Ufer finden sich immer wieder herrliche Wiesen zwischen Bäumen, auf denen fleißig gecampt wird. Auch die Russen sind unterwegs und schnell merken wir, dass wir in touristisch erschlossenen Gebieten angekommen sind. Noch hält sich das in Grenzen, aber es wird auch viel neu gebaut, kleine Hütten, meist einfach ohne fließend Wasser und Strom und nur mit Außenklo, Sitzgelegenheiten an den Sehenswürdigkeiten usw.
Unser nächster Stop schein in Island zu liegen, der Geysir-See. Auch hier ist auf dem Parklplatz ein kleiner Obulus zu entrichten. Dafür wird uns gleich beim Aussteigen frisch geräucherter Fisch angeboten. Den nehmen wir natürlich mit, auch wenn wir nicht wissen, um was es sich handelt, die angebotene Probe war jedenfalls lecker. Doch zuvor führt uns ein Holzbohlenweg durch das kleine Sumpfgebiet in einem Wald. Die Zeit ist tatsächlich vergangen, denn in den Wäldern Russland finden wir nun Pilze und Beeren, anders als bei der Hintour.Dann liegt er vor uns - der Geysir-See. Der Name kommt wohl von der türkisfarbenen Färbung des Wassers, das extrem klar ist. Im See selbst sind kreisrunde Wölbungen deutlich zu erkennen, die noch farbintensiver wirken. Es leuchtet regelrecht, wenn die Sonne auf den See fält.


IN Aktasch tanken wir mal wieder den guten Euro-Diesel - das tut der Dicken bestimmt gut. Die Tankstelle selbst war ohnehin einen Halt wert, liegen doch seit gefühlter Ewigkeit vor uns auf dem Grill neben der Tanke drei bruzzelnde Schaschliks ... ach, wie haben wir das vermisst in der Mongolei. Doch, was soll das denn? "Unsere" Schaschliks haben sich gerade drei Italiener "geklaut", die diese bereits vorher geordert hatten. Gut, wir haben Zeit. Schließlich haben wir lange genug auf diesen Genußmoment gewartet und warten nun auf die neu aufgelegten Spieße. Inzwischen kommen wir mit den drei Azzuris ins Gespräch. Sie sind zu Dritt (!) mit einem kleinen Fiat unterwegs udn Teilnehmer der sogenannten Mongol-Rallye. Teilnehmen dürfen daran nur kleinmotorige Fahrzeuge mit bis zu 1,2-Liter-Maschinen und der Enfpunkt liegt in Ulan-Ude in Russland. Bei der Rallye selbst geht es wohl weniger um Geschwindigkeit als um die Teilnahem an sich und ein Wohltätigkeitssinn steckt wohl auch nicht dahinter. WIr quatschen eine ganze Weile über die beste Strecke in der Mongolei für die Drei. Mit ihrem kleinen Fiat werden sie wohl auf das eine oder andere Streckenproblem (Wellblech, Furten, Anstiege ...) stoßen. Wir geben ihnen noch unsere in der Mongolei erworbene Straßenkarte mit, da diese noch am besten die aktuellen Straßenverhältnisse ausweist und eventuell hilft, möglichst viel Asphalt unter den Rädern zu haben. Ciao und viel Glück Euch Dreien ...
Nachdem wir unsere Schaschliks verspeist haben, entscheiden wir, bereits heute einen Seitenabstecher zu machen ... es ist noch recht früh, das Wetter ist gut, also runter vom Asphalt. Es geht in Richtung einer extremen Serpentinenstraße, die sich inmitten des Altaigebirges in ein FLußtal windet. DOch bis dahin sind es noch 100 km. Die Fahrt ist jedoch sehr abwechslungsrecht und die ersten 50 km sind tatsächlich nur asphaltiert ... wer hätte das gedacht, dass in diese abgelegene Gegend ein Asphaltband führt. Es geht durch enge Schluchten, rechts ein Fluß, links eine hohen Felswand, dann mal durch schöne Waldgebiete, dann geht es wieder höher auf Hochebenen, auf denen Vieh weidet, mal ein See, mal ein Fluß, mal steigt die Straße an, mal fällt sie ab. Eigentlich wollten wir uns unterwegs einen Platz suchen, aber dann fängt es an zu regnen. Also fahren wir weiter und durchqueren die Front, bis wir wieder in der Sonne sind. So erreichen wir am Abend dann tatsächlich noch die Kante, an der die Serpentinenstraße ins Tal führt. Auf 3,9 km windet sie sich auf Sand zum Fluß hinunter, der 890 m unter uns liegt. In der Abendsonne schlendern wir an der aussichtsreichen Kante entlang. Im Tal erkennen wir kleinere und größere Camps, die sich wie eine Perlenschnur am Fluß entlang ziehen. Gegenüber hohe Berge, auf denen noch Schneefelder zu erkennen sind. Schön. Wir bleiben über Nacht hier oben, nachdem wir auf die Hand noch ein paar Piroggen vom Imbißstand erstanden haben und bauen unser Zelt in der Nähe der Gipfelkante mit Rundum- und Talblick auf.