Dünenspiele

Dünenspiele

Kühl und windig ist es am Morgen, später wird es zum Glück wieder besser. Wir genießen gerade unser Frühstück, als ein Mongole auf seinem PFerd mal eben auf einen Frühstückskaffee vorbeikommt. Die Verständigung gestaltet sich wie üblich schwierig. Aber er zeigt uns auf die Jurte, die am gegenüber liegenden Flußufer in einiger Entfernung steht - offenbar sein Zuhause. Er ist freundlich und lächelt, wir sind freundlich und lächeln, er schaut interssiert in den Motorraum der Dicken, wir schauen interessiert zu seinem Pferd, das er die ganze Zeit an der Leine hält. Im MOtorraum hat es sich ein Mäuschen gemütlich gemacht - schon haben wir ein gemeinsames Thema, zu dem wir wieder alle lächeln können. Er knabbert ein wenig an unserem angebotenen Toast mit Marmelade, dann reitet er wieder von dannen. Kurz und ohne viele Worte laufen solche Besuche ab.

Die Dicke hat etwas Schwierigkeiten beim Startvorgang, läuft aber den sonstigen Tag rund weiter. Wir vermuten, dass durch den gestrigen starken Regenschauer und den heftigen Seitenwind etwas zuviel Wasser ins Auto gelangt ist. Die Nordroute führt uns weiter Richtung Westen. Teilweise haben sich in die Piste canyonartige Vertiefungen eingegraben, die Umwege erfordern und uns erzählen, dass hier bei extremen Regenschauern ganz andere Bedingungen herrschen können und die Wassermassen dann eine enorme Kraft entfalten. Wir scheinen derzeit jedoch in einer Trockenphase unterwegs zu sein, so dass wir allerorten mit Staub zu kämpfen haben. In Züüngov erreichen wir dann den Ort, der direkt in den großen Sanddüengürtel eingebettet sein und von dem aus die Piste nach Norden zum Bayan Nuur abzweigt. Schon im Ort sehen wir die Düne, die wir zunächst überwinden müssen. Jetzt ist Sandfahren angesagt und die Dicke kann mal wieder unter Beweis stellen, dass sie auch Sanddünen kann. Zunächst erwischen wir jedoch eine falsche Piste, die uns nicht in Richtung See führt, der ca. 10 km entfernt liegt. INmitten der DÜnen können wir jedoch nicht, wuie sonst oft in der Mongolei möglich, mal eben ohne Weg querfeldein fahren. Es geht die Dünen hoch und runter und die Dicke muss so manches Mal ziemlich Kraft aufwenden, um sich durch den Dünensand zu kämpfen. Wir fahren fast wieder zum Ort zurück, um hier die richtige Piste durch die DÜnenlandschaft zum Bayan Nuur zu nehmen. Die sandigen Passagen nehmen zu und besonders berauf ist ziemlich Kraft von der Dicken erforderlich. Im Sand lässt sie sich kaum noch lenken. Wir überlegen kurz, LUft aus den Reifen zu lassen, um im Sand besser klarzukommen. Bisher ist das jedoch nicht erforderlich, wir kommen gut durch die Dünen, die an den meisten Stellen noch einen spärlichen Pflanzenbewuchs aufweisen. Das Sandprogramm der Dicken ist allerdings ziemlich enttäuschend, besser kämpft sie sich durch den Sand mit eingelegter Untersetzung und Handschaltung, dabei gehalten auf 2500 - 3000 Umdrehungen. Wir fahren bis zu einer Anhöhe, auf der man einen wunderbaren Überblick hat, dass sich der See mitten in den DÜnen befindet. Ein zweiter, etwas kleinerer See in der Nähe wirkt auf unser noch beeindruckender, weil sich hier die Dünenkämme regelrecht in den See hineinschieben, während der Bayan Nuur größtenteils von einem Schilfgürtel umgeben ist. Oasen mitten in der Wüste und natürlich jede Menge Jurten drum herum. Bis zum Seeufer wollen wir uns und die Dicke nicht noch weiter quälen, die Dünenfahrt ist anstrengend und meinen, dass der Blick von hier oben viel schöner ist. Mehrmals halten wir noch an, wandern ein Stück durch die DÜnenlandschaft, aber der ganze Weg zum Ufer des kleinen Sees ist angesichts der Hitze zu anstrengend und zu weit. So geht es noch ein Stück zu Fuß dünenab und düneauf mit jeder Menge schöner Fotos.
 
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Durch den Sand kämpfen wir uns zurück nach Züüngov, frischen dort unsere VOrräte auf und nutzen den INternetempfang. Im kleinen Dorfpark, der eingezäunt ist und einen Pavillion mit Sitzmöglichkeit aufweist, ansonsten aber eine eher dürtige und vertrocknete Bepflanzung aufweist, ist ein guter Platz für eine Pause. HIer können wir einen Bericht online stellen und das Leben beobachten, dass sich gleich nebenan am örtlichen Brunnen abspielt. Ein Fahrzeug nach dem anderen kommt vorbei, große Kanister und kleine Flaschen werden mit dem eiskalten Nass, das aus der Leitung kommt, abgefüllt. Drei Meter weiter fließt das Wasser in die Viehtränke, um die sich eine Herde Kühe schart. So oder ähnlich sieht man es in den meisten Orten in der Mongolei. Wir kaufen unser Trinkwasser aber lieber im Minimarkt in 5-LIter-Eimern. Das ist extrem billig, und wir sparen uns das Wasserfiltern.
 
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Wir rollen weiter Richtung Uvs Nuur, dem größten See in der Mongolei, von der UNESCO mit dem Titel Weltnaturerbe geehrt, wegen seiner Einzigartigkeit aufgrund seiner Lage und der üppigen Vogelwelt. Rumpelnd geht es dabei auf der NOrdroute weiter. Der See liegt in einer riesigen Senke. Alles Land rumdherum ist platt. Man kann schon Berge in Russland sehen, aber den großen See sehen wir lange nicht, weil alles so eben ist. Feinstes Wellblech rüttelt uns durch ...;-( - bis zu einer BOdenwelle und einem lauten Rumps. Wir fahren schon ziemlich langsam angesichts der schlechten Pistenverhältnisse, aber jeder Vertiefung kann man kaum ausweichen. Aus dem Augenwinkel erkennen wir etwas Schwarzes vom Auto wegfliegen. Stop - haben wir etwas verloren? Wir setzen zurück und tatsächlich, die Pisten hinterlassen ihre Spuren. Nach kurzer Bestandsaufnahme müssen wir leider feststellen, dass eine der acht Schrauben, die den Dachträger am Dach befestigen, abgerissen ist. Wenn so eine Schraube reißt, müssen schon gewaltige Kräfte wirken. MIt Bordmitteln und ohne Ersatz ist das nicht reparabel. Aber wir können ja improvisieren. MIttels vorhandener Zurrgurte befestigen wir den Dachträger am Rahmen der Dicken. SIeht etwas komisch aus, hält aber - hoffentlich bis NOvosibirsk, wohin wir Ersatzteile ordern wollen. Nun haben wir zu dem ganzen sonstigen Geklapper auf den feinen Wellblechpisten noch ein neues ständiges Geräusch von oben. Aber was soll's - wir sind nicht bange, dass uns was vom Dach fliegt.
Mit den neuen Klängen im OHr kommen wir irgendwann am Seeufer an. Auch bis hierhin reichen noch die Dünen des langen Dünengürtels, an dem wir seit drei Tagen unterwegs sind. Das Ufer ist teilweise recht feucht, viele Vögel (Möwen, Seeschwalben, Schwäne, Gänse ...) können wir beobachten. Ca. 100 Meter vom UFer finden wir eine trockene Stelle, hier können wir bleiben, auch wenn es regnen sollte in der Nacht. Wieder geht ein langer Tag zu Ende - ganz einfach - mit Ravioli aus der Dose ...;-)