Wasser

Wasser

Der Morgen beginnt ruhig und entspannt. Hinter dem Felsen haben wir einen wirklich guten Platz gefunden, der uns vor dem Wind schützt, der mal mehr und mal weniger stark weht. Wir lassen uns Zeit beim Frühstück und spazieren danach noch mit Fotoapparat und Fernglas bewaffnet durch die schöne rote Felsenlandschaft.

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Auf dem weiteren Weg gibt es keine besonderen Höhepunkte. Die Landschaft um uns herum ist es, was uns hier fasziniert. Entweder beeindruckt die Weite in der Ebene oder wir sind gespannt, welches schöne Bild sich hinter dem nächsten Hügel verbirgt. An einem Brunnen mitten in einer Geröllebene machen wir Halt. Eine Nomadenfamilie ist dort gerade zu Gange, und wir beobachten, was geschieht. Scheinbar soll Wasser aus dem Brunnen für die ebenfalls anwesende Kamelherde besorgt werden. Vater Nomade ist jedoch am Reparieren der Wasserpumpe. Sohn und Tochter schöpfen derweil per Hand Wasser aus dem ca. 4 m tiefen Loch, was den Brunnen darstellt, und geben diese in eine ca. 5 m lange Tränke. Die Kamele wollen immer wieder zu der halbvoll gefüllten Tränke, werden aber von Tochter Nomade weggetrieben. Wir vermuten, dass allein das Handschöpfen für die Tränkung der ganzen Kamelherde nicht ausreicht und zuviel Unruhe unter den Kamelen aufkommen würde, wennähe n sie schon jetzt an die Tränke könnten, die aber nicht für alle Kamele genug Wasser bereit hält, da sie vermutlich schneller trinken, als Wasser per Hand geschöpft werden kann. Der Schopfbeutel fasst vielleicht 2-3 LIter und muss per Leine in den Brunnen abgelassen werden - eine unendlich anstrengende Arbeit. Mutter Nomade sitzt derweil neben dem Brunnen im Wüstengestein und wartet. Überhaupt haben offenbar alle die Ruhe weg, obwohl ja von dem wichtigen Gut Wasser hier in der Wüste alles abhängt. Dann kommt noch eine junge Frau dazu, hoch zu Roß, ach nein, sie sitzt auf einem Kamel und kommt langsam daher gewiegt. Das Gesicht ist eingepackt in eine Art Sturmmaske, darüber Sonnenbrille - so sieht man hier viele Nomaden sich vor den Extremen von Wind und Sonne schützen. Das Kamel lässt sie direkt neben uns anhalten, so aus der Nähe nimmt man erst einmal richtig wahr, wie groß so ein Kamel tatsächlich ist. Die junge Frau spricht russisch und unsere Russisch-Sprachfragmente lassen zumindst ein kurzes Gespräch entstehen. Ob die Gelassenheit, die über all dem liegt, zum gewünschten Erfolg führt, erfahren wir nicht mehr. Wir fahren weiter unseren Weg in Richtung Norden.
 
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Irgendwann machen wir Halt, ein Ort im Nirgendwo mit schöner Aussicht und Weitblick. FÜr einen Kaffee ist es viel zu heiß, aber für einen kleinen Snack im Schatten bauen wir die Markise auf. 5 Minuten können wir das schöne Nichts genießen, als der Sturm auf einmal wieder zuminnt und uns fast die Markise wegfegt. So schnell kann es gehen - eben noch alles gut und entspannt und einen MOment später fliegt uns wieder alles um die OHren und es ist vorbei mit der Gemütlichkeit - wir haben uns inzwischen fast daran gewöhnt.
Später kommen wir noch an einem alten Lagerplatz einer Nomadenfamilie vorbei. Auf dem Boden sieht man noch die Umrisse der Jurten. Ein Steingemäuer diente als Sammelstelle für die Tiere. DIe Pfähle, an denen die Reittiere angebunden werden, stehen noch. Zwei abgedeckte Brunnenlöcher und viel herumliegender Unrat ergänzen das Ganze. Und rundherum liegen so viele Scheißekugeln und -kügelchen, dass es eindringlich stinkt. Es liegt hier soviel herum, dass der Boden vollständig bedeckt und der steinige Untergrund nicht mehr zu sehen ist.
In Bayanlig, einem kleinen Ort, kümmern wir uns um diverse Notwendigkeiten, tanken, füllen unsere Nahrungsvorräte, u.a. mit schlechtem Brot, ergänzen unser mongolisches Telefonguthaben, was immer erstaunlich einfach funktioniert, auch ohne, dass man die Sprache versteht. Man sagt einfach nur Mobicom (das ist unser gewählter Telefonanbieter), legt die Karte mit der Telefonnummer auf den Tisch und legt daneben einen 10.000 Tugrik-Schein. Das Gegenüber, ausschließlich weiblicher Natur, versteht dann immer, was man will, nimmt das eigene Telefon, tippt darauf (offensichtlich verschiedene Anweisungen an den Mobilfunkanbieter) herum und eine Minute später wird unser Telefon mit diversen mongolisch-sprachigen SMS versorgt, aus denen wir gerade noch entnehmen können, dass unser Guthaben genau um den Betrag von 10.000 Tugrik erhöht wurde. Fein!
Ein paar Kilometer später lacht uns ein runder hauchgrüner Hügel an mit Rundumblick - nichts zu sehen außer Natur, hier bleiben wir und genießen - natürlich bei Wind - einen schönen Abend mit herrlichem Sonnenuntergang.