Süd-Gobi

Süd-Gobi

 

Gestern abend haben wir noch über die weitere Route diskutiert. Ist hier, an den Dünen Khongorin Els das südliche Ende unserer Reise in die Gobi erreicht oder wagen wir uns noch weiter vor in noch einsamere Gebiete, noch abgelegener, mit noch schlechterer Versorgungslage, noch schlechteren Pisten, noch weniger Menschen? Aber, wenn wir schon mal hier sind ...;-) Wir fühlen uns gut gerüstet und wagen uns, noch weiter in die Gobi einzudringen, dorthin, wo nur noch Oasen das Überleben sicherstellen, dorthin, wo aktuelle Saurierfundstellen liegen, dorthin, wo das Thermometer Extremwerte von 60 Grad anzeigt ...
Doch zunächst gönnen wir uns noch ein Frühstück in unserem Luxuscamp und machen uns dann frisch gestärkt an die Überquerung (!) der Khongorin Els. Ja, wir fahren mitten durch den Dünengürtel, an dessen schmalster Stelle (ca. 2 km) breit sich eine Piste durch den weichen Dünensand windet. Skeptisch beäugen wir die EInfahrt in das sandige Trockenflußbett, jeder, der hier durchfuhr, scheint sich seine eigene Fahrspur gemacht zu haben. Lassen wir Luft aus den Reifen, um im Sand besser Grip zu haben? Nein, wir versuchen es ohne und unsere Dicke zeigt wieder einmal, wozu so ein Kraftpaket in der Lage ist. Es schlingert sich durch die hohen Sandrillen, die mal fest sind und mal aus butterweichem Pulversand bestehen. Die Dicke und der Fahrer haben ganz schön zu ackern, um uns durch die Sandpassage zu bringen. Und um uns nicht festzufahren, müssen auch die Fotostops auf diesem Teilstück entfallen. Alles geht gut, war doch klar, oder?? Jetzt geht's dann noch einmal rauf auf die Düne, um rückblikend noch einmal diese Passage in Augenschein zu nehmen.
 
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Waren wir bisher schon in der Einsamkeit unterwegs, sollte sich das auf der heutigen Etappe noch steigern. Außerhalb der beiden Dörfer, die wir durchfahren, sahen wir keine Handvoll Menschen, die uns begegnet sind, das war eine russische Familie aus Krasnojarsk, die in etwa das gleiche Ziel hatten und Hirten an den Brunnen, die sich irgendwo in der Einsamkeit der Wüste befindet. Überhaupt gibt es hier tief in der Gobi viel weniger Tierherden, aber was sollten die vielen Tiere auch fressen, der staubige Boden gibt ja so gut wie nichts her. Immer mal kreuzen ein paar Wüstenschiffe unseren Weg und auch Gazellen rennen wieder davon. DIe Piste führt kilometerlang durch die Ebene. Irgendwann haben wir den Noyon Uul erreicht, einen beeindruckenden Gebirgszug. Wir stauen manchmal, wo sich die Piste überall durchschlängelt. Mal geht es auch durch Dünensand, der aus dem Nichts vor uns auftaucht. DIe Piste ist meist ruppiges Wellblech - fast wie immer - wir und die Dicke müssen viel erdulden, um an die Sehenswürdigkeiten zu gelangen, die die mongolische Gobi zu bieten hat. An einem Camyon machen wir einen Spaziergang in die Schlucht. Das Auge erfreut sich an einem kleine Rinnsal, das durch den Canyon läuft. Der Fuß leider nicht, da dieser im Schlamm steckenbleibt ...;-) ok, solange das nicht mit dem Auto passiert, alles kein Problem. Gerade, als Fuß und Schuh im Bach gereinigt werden, treibt ein HIrte auf seinem Moped eine PFerdeherde durch die Engstelle im Canyon. Er scheint nicht begeistert, als er uns sieht, denn offenbar scheuen die Tiere an der Engstelle, an der wir gerade unser Bad nehmen. Über die kleine Felsstufe klappern sie dann aber doch vorbei. Weiter geht's ... eine Zeitlang mitten durch ein trockenes Flußbett, später dann queren wir eine große Anzahl an Flußbetten, die zwar alle trocken sind, aber recht hohe Kanten haben, an denen es immer wieder rein und raus geht. So kommt nie Langeweile auf.
 
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Laut Karte sind es jetzt nur noch ca. 50 km bis zur chinesischen Grenze. Gern würden wir dort einmal anklopfen, für die Grenzgebiete, insbesondere den Grenzübergängen, die nicht für Touristen geöffnet sind, benötigt man aber einen Grenzzonenschein, den wir nicht haben. Also ist hier der südlichste Punkt unserer Reise erreicht. Gegen Abend treffen wir nahe Gurvantes auf eine nagelneue Asphaltpiste und auch das abgelegene Gurvantes macht auf uns optisch einen guten Eindruck. Wir vermuten, dass die CHinesen hier jede Menge Geld reinstecken, um die Infrastruktur für den Abbau verschiedener Rohstoffe zu schaffen, die dann über die nahe Grenze geschafft werden. DIe MOngolei und insbesondere die Gobi verfügt nämlich über zahlreiche wertvolle Rohstoffe, von denen viele noch lange nicht erschlossen sind. Nicht wenige Länder versuchen, sich hier ein Stückchen vom wertvollen Rohstoffkuchen abzuschneiden. Und das nahe China wird ein wenig Geld in die INfrastruktur stecken, um ein Sahnestück Rohstoff im Gegenzug zu verschaffen.
Wir tanken wieder voll und können ganze 4 km die Asphaltstraße nutzen, die dann RIchtung NOrden (also nicht in Richtung China) abrupt auch wieder ihr Ende findet. Aber es sind nur noch weniger Kilometer bis zu unserem heutigen Tagesziel, das wir nach mühsamer Fahrt heute erreichen - die roten Felsen beim Berg Nemegt Uul. Von den Saurierfahndern keine Spur, wir sind so gaaaaaaaanz allein in der wunderschjönen Felsenlandschaft. Der Wind bläst wieder, aber ein einzelner roter Fels bietet uns und der Dicken genug Schutz, um den Abend genußvoll ausklingen zu lassen und dann ins Auto zu schlüpfen.