Khongorin Els
Der Wind hat heute morgen etwas nachgelassen und immer noch ein wenig müde und versandet klettern wir aus dem kleinen Zelt, in dem es schon am Morgen schnell viel zu warm geworden ist. Sand ist überall, auch durch die Gaze, die das Zelt belüftet, ist er hindruch geweht. Er ist so fein, dass sich überall, auf der Haut, unseren Betten und den Schlafsäcken ein Sandfilm gebildet hat. Gut, dass wir genug Wasser dabei haben, so kann die MOrgenwäsche etwas gründlicher ausfallen. Haare waschen wäre in dieser Situation auch ganz schön, nur muss das noch warten. Kaum, dass wir mit dem Frühstück fertig sind, erhebt sich der Wind wieder und fegt mit heftigen Böen mit Sand durch die Luft. Es macht selbst Mühe, das kleine Zelt abzubauen, aber irgendwann ist es geschafft.
Da die Sonne wieder unvermindert strahlt, geben die roten Felsen von Bayanzag, an den wir stehen, noch einmal schöne morgendliche FOtomotive ab. Wir durchstreifen noch einmal die unteren Bereiche der Felsformationen und fahren dann auf die Klippe, um das ganze noch einmal von oben in Augenschein zu nehmen. Etwas weiter nördlich erblicken wir von unserem Standort schon etwas Grünes. Das ist ein "Wald" von Saxaul-Bäumen und Sträuchern. Diese widerstandsfähige Wüstenpflanze, die manchmal eine HÖhe von 4 m erreicht und dann wie ein Baum wirkt, ist hier in einer großen Vielzahl anzutreffen. Es ist schon erstaunlich, an welch trockenen öden Stellen diese Pflanze sich manchmal findet. Wir besuchen den "Wald" und stehen später tatsächlich im Schatten eines über 2 m hohen Gewächses, um uns herum Dünen und Sand.
Unser Weg führt uns noch weiter nach Süden. Wir wollen zu den großen Sanddünen von Khongorin Els. Im kleinen Ort Bulgan tanken wir, da die Tankstellendichte sehr abgenommen hat und wir nicht wissen, ob jede Tankstelle tatsächlich Kraftstoff vorrätig hat, gehen wir auf Nummer Sicher und machen, obwohl kaum halbleer, lieber den Tank voll. Immer öfter können wir auch nicht mehr mit KReditkarte bezahlen, so dass auc immer genug Bargeld vorrätig sein muss.
DIe Fahrt geht seit Tagen und hunderten Kilometern durch Wüste, mal nur Schotter, mal Sand, mal ein paar Grasbüschel, mal durch einen Gebirgszug - die Pisten mal gut und mal kaum erträglich, so rappelt das Wellblech unter der Dicken und innen drin. Es ist dennoch nicht eintönig für uns, und wir sind von dieser Landschaft und der Natur (auch von ihren Unbillen) fasziniert. Ständig wähnt man sich am ENde der Welt. Doch spätestens dann taucht wieder eine Viehherde auf, dieses Mal eine riesige Schaf- und Ziegenherde an einem der vielen Brunnen in der Wüste, die so überlebenswichtig hier sind und der gerade zur Füllung der Tränke für die Herde von einer Nomadenfamilie benutzt wird. Ein paar Gazellen laufen uns dann auch wieder über den Weg, alledings sind die extrem scheu.


Irgendwann haben wir das Dünenband der Khongorin Els in Sichtweite, doch bis wir es erreichen, dauert es noch über eine Stunde. Die Dünen erstrecken sich 180 km lang und sind nur wenige Kilometer breit. Heller feiner Dünensand baut die malerisch anzusehenden Dünenbögen. Leider ist es überwiegend bedeckt, so dass wir uns über jeden Sonnenstrahl freuen, der auf die hohen Dünen fällt. Vor dem Dünenband breitet sic ein grünes Band aus, auf dem Pferde und Kühe grasen. Das ist angesicht der Umgehbung ziemlich verwunderlich, aber ein kleines Flüßchen führt am Dünenfuß entlang, irgendwann verläuft sich das Rinnsal in den Dünen. In der Umgebung gibt es mehrere Ger-Camps und nach dem gestrigen Abend haben wir uns ein wenig Luxus verdient. Wir fahren eines der größeren Camps an (passender Weise das Gobi Discovery Camp), da die größeren auch eine DUsche versprechen und werden nicht enttäsucht. Wir bekommen tatsächlich eine Luxusjurte - vier Betten, davon das Ehebett sogar mit richtiger Matratze, Teppichboden, elektrisches Licht (das allerdings um 23 Uhr abgeschaltet wird) und eine warme DUsche, aus der richtig warmes Wasser kommt. Manch einer in Deutschland wird sich wundern, aber man muss sich nur mal verdeutlichen, wo wir hier sind - mitten in der Gobi, ca. 100 km von der nächsten größeren Ortschaft entfernt, am Rand eines 180 km langen DÜnengürtels - hier ist es nicht selbstverständlich, mal eben den Wasserhahn im beleuchteten Badezimmer aufzudrehen und sich nach einem warmen Tag im Garten eine säubernde Dusche zu gönnen. Wir wissen das gerade sehr zu schätzen und nutzen die Möglichkeit auch umgehend aus, ohne vorher in unser Ger einzuziehen. Uaaah, schön, wieder so frisch zu sein. Und mit einem sauberen Dress geht's dann zum Drei-Gänge-Dinner, das wir uns auch gleich noch gönnen. Auch davon sind wir überrascht, das Essen ist nichts besonderes (Thunfischsalat, Spaghetti Bolognese und einen Schokokeks zum Dsssert), aber zum, zumindest für unsere europäischen Gaumen genießbar (man weiß ja hier nie, ob nicht das beste Teil des Fettschwanz-Schafes dargeboten wird), aber alles muss hier irgendwie hergeschafft werden. Keine Ahnung, wie, kosten tut's jedenfalls nicht viel. Nach dem Abendessen sitzen wir gemütlich auf der Terrasse des Hauptgebäudes, trinken unser Bierchen und schauen auf die schönen Dünen in ca. 1,5 km Entfernung. Wollen wir dort noch einmal zu Fuß hin? Ach nö, bald wird es dunkel und es ist ja gerade so schön entspannend. Ein Hase hoppelt vorbei. Und vor unserer Jurte sitzen wir noch lange im Dunkeln, schreiben Reisebericht und laden die der letzten Tage doch, lesen neueste Nachrichten im Internet (ja, auch das ist hier gut möglich) und telefonieren nach Hause ... Mom, viel weiter kommen wir nicht, um dir von gaaaaaaaaaaaant weit weg gaaaaaaaaaaaaanz liebe Grüße zum Geburtstag zu senden ... das Bierchen ist auch auf dein Wohl ...;-)
PS: Igendwie hatte ich das Carport vergessen, das zu unserem Wüstencamp gehört ...;-)