Eis in der Wüste

Eis in der Wüste

 

Die Nacht ist ruhig geblieben, am Morgen ziehen Pferde, Ziegen und Kühe mit ihren Hirten, die auf ihren Mopeds neugierig nah an uns vorbeiknattern, an unserem Standplatz entlang. In der Ferne sehen und hören wir schon wieder ein Gewitter mit Donnergrollen, das uns aber  zum Glück verschont. Frisch gestärkt fahren wir erneut zum Nationalparkeingang und werden gegen die übliche Gebühr von ca. 1 EUR nunmehr eingelassen. Die Fahrt führt durch ein immer enger werdendes Tal, in dem eine recht üppige Vegetation zu finden st. Das ist nach der vegetationslosen Steppe, durch die wir in den letzen Tagen gefahren sind, ziemlich angenehm für's Auge. Obwohl wir aufmerksam links und rechts nach den Tieren, die es im Nationalpark geben soll, Ausschau halten, sind uns nur einige domestizierte Viecher vergönnt. Vor allem geht unser Blick immer in den Himmel, schließlich sind wir doch auf dem Weg in die Geierschlucht. Nach ca. 10 km ist an einem Parkplatz Schluß, ab hier geht es nur noch zu Fuß weiter. Die MÖglichkeit, den Rücken eines Pferdes zu nutzen, nehmen wir dann lieber doch nicht wahr. Wir schnüren unseren Rucksack und los geht's. Das Besondere an der Geier- bzw. Yolin-Am-Schlucht ist, das hier Eis - mitten in der Wüste - zu finden ist. Die Schlucht wird so eng, dass die hohen Felswände auch im Sommer kaum eine Sonnenstrahl bis auf den BOden lassen. Der Schnee im Winter türmt sich durch Stürme auf und wenn man Glück hat, sind Reste des Eises noch im Sommer zu sehen. Wir wandern das schöne Tal entlang, ein kleiner Bach windet sich den Weg entlang. Bei der Hitze ist das in die Sandalen eindringende Wasser eine angenehme Abkühlung. Weiter bleiben uns Wildtiere nicht vergönnt, außer Schwalben und kleinen Hamstern, die ständig über den Weg rennen und sich die Backen stopfen. Mehrere Kilometer führt der Weg immer weiter in das enger werdende Tal, bis sich die Felswände bis auf wenige Meter annähern. Ein wenig Kletterei über Steine, über die sich der Bach ergießt, dann ist die spektakuläre Eisstelle erreicht - ein vier mal vier Meter großer Eisblock  ist alles, was vom Winter noch übrig geblieben ist und den muss man unter dem Schlamm, der auf ihm liegt, auch fast noch suchen. Das war jetzt nicht so beeindruckend, wie wir es uns erhoft hatten, aber der Weg durch das Tal ist ja auch ganz schön und so wandern wir noch ein Stückchen weiter. Bewegung tut uns ja auch gut bei der vielen Sitzerei im Auto und der Bergbach kühlt so herrlich Füße und Hände. Zurück am Parkplatz (es geht gerade mal wieder ein heftiger Schauer nieder) sind wir - wie so oft - das Objekt der Neugier, dieses Mal ein Pärchen aus England (die selbst einen Land Rover Defender zu Hause fahren).
 
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Von der Geier-Schlucht (für uns ohne Geier) sind es nur ungefähr 70 km bis zum nächsten Highlight, wo wir auch die Nacht verbringen wollen. Bayanzag - die roten Klippen, deren Felsen im Licht der Abendsonne in flammendes Rot getaucht werden. Der Weg führt wieder kilometerlang über eine Ebene, bis die ersten roten Hügel zu erkennen sind. Fast unvermittelt steht man dann an der Kante der roten Felsenstufe und fühlt sich irgendwie an den Grand Canyon erinnert. Ein Fußweg führt 2 km durch die Felsenlandschaft, die einfach nur spektakulär ist. Und hier haben wir auch wieder echtes Wüstenfeeling. Keine Pflanzen, Hitze und warmer Wind, Staub und Gestein - das ist schon ziemlich extrem. Aber die Landschaft um uns herum entschädigt für die Strapazen. Viele schöne Fotomotive, insbesondere, wenn die Sonne sich bemüht, ihr Licht auf die Felsen und Dünen zu werfen. Von der Felskante suchen wir uns schon mal von oben unser Plätzchen für die Nacht aus, das wir dann wenig später mitten in den roten Felsenburgen ansteuern.
 
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Das Zelt ist schnell aufgebaut, wir kochen endlich mal einen (deutschen) Pudding und genießen eine Zeitlang das Nichtstun in der herrlichen Umgebung bei stärker werdendem Wind. Irgendwann ist der Spaß jedoch vorbei - der Wind wird stärker und stärker, der Sand verwirbelt sich auch hinter dem Zelt und dem Auto, wo wir Schutz suchen. Kleinste Sandpartikel fliegen durch die Luft und kriechen überall hin. Ein Sandfilm legt sich auf die Haut, auf Stuhl und Tisch, es knirscht inzwischen zwischen den Zähnen, Sand in den Augen, den Ohren, der Nase und im Mund - und irgendwann ist es einfach nur noch lästig, und wir sind genervt. So schnell kann das hier gehen, eben noch gemütlich gesessen und wenig später flattert es so kräftig am Zelt, das wir ernsthaft überlegen, ob es dem Sturm über Nacht standhält. Der Sand fliegt uns um die Ohren. Im Auto schlafen ist angesichts der Hitze und des herum fliegenden Sandes aber auch keine Alternative, weil die Fenster nicht geöffnet werden können. Eine Weile harren wir aus und hoffen, dass sich der Sturm legt, was aber leider nicht der Fall ist. Im Gegenteil, wir müssen alles vom Tisch räumen, der inzwischen von einer dünnen Sandschicht bedeckt ist, die Stühle fliegen umher und so machen wir uns auf die Suche nach einem besseren Stellplatz. Zu Fuß laufen wir einige Hundert mehr die Felsnischen ab, eigentlich weht der Wind überall hinein, mal mehr und mal weniger, und mit ständigem Richtungswechsel. Was tun?? NOch einmal alles einpacken und umziehen oder ausharren und hoffen, dass das Zelt hält und der Wind nachlässt?? Zudem wird es bald dunkel. Es gibt Momente auf einer solchen Reise, die keinen Spaß machen, und die Situation gerade gehört ganz sicher dazu ... Da steht man am schönsten Platz und hatte ein wenig Zuvor noch die schönsten Eindrücke und jetzt ist man einfach nur genervt vom Sturm, vom Sand und von der Aussicht, alles noch einmal einpacken zu müssen ... das machen wir dann auch ... eine Stunde später - es ist zwischen dunkel, wir haben noch nichts gegessen, wir sind total verschwitzt und versandet - haben wir unser kleines Zelt, das wir für den Fall des Sturms noch dabei haben, an etwas windgeschützterer Stelle aufgebaut. Fix und fertig stehen wir in der Dunkelheit, schauen in den sternenklaren Himmel, während uns der warme Wind immer noch mit seinem Sandgeläse versorgt. Ein kühles Alster aus dem Kühlschrank trägt ein wenig zur Aufhellung der Stimmung bei, ebenso das Gefühl, einen sorglosen Nachtstellplatz jetzt aufgebaut zu haben. Mit unserem Topf Pudding und einem Glas Grapefruit krabbeln wir in das kleine Zelt - alle Luken dicht, damit nicht noch mehr Sand hineingeblasen wird, und dann machen wir uns halb liegend über unser Abendmahl her. Der Sturm rüttelt am Zelt, der Sand fegt leise über die Zeltplane, im Zelt ist es stickig heiß, aber so fertig, wie wir gerade sind, finden wir doch recht schnell in den Schlaf ...