Tollwut
Ein angenehmer sonniger Morgen. Es ist wieder warm im Auto, so dass einen die Hitze nach draußen treibt. Noch vor dem Frühstück geht's noch einmal auf Fotopirsch durch die schönen Sandsteinberge. Später fahren wir noch einmal zum Aussichtspunkt hinauf und machen auch hier erneut Halt für einen Fotostop. An manchen Launen der Natur kann man sich kaum sattsehen und die Felstürme sehen beeindruckend aus, genauso wie der Weitblick in die Ebene. Hier oben treffen wir auch Nick und Tessa aus den Niederlanden mit ihrem Defender, unter Land Rover-Fahrern ist natürlich ein Plausch angesagt. Auf kleinen Pisten finden wir auch noch den Weg zu den Ulaan Suvraga, der "Roten Stupa". Rote Felsenformationen, umgeben von roten Sandhügeln, die nachgeben und nachrutschen, wenn man sie betritt. Das ist anstrengend, denn es ist heiß in diesem Wüstengebiet ... sehr heiß ... aber auch schön ...;-) Wenig später führt uns eine gute Asphaltstraße weiter Richtung Süden, weiter in die Gobi hinein. Es ist eine einsame Gegend. Hier finden sich kaum mehr Jurten oder Tierherden. In der Ferne flimmert es ständig, und man meint, Gewässer zu sehen ... aber das ist wohl nur eine Fatamorgana. Und alles um uns herum ist wieder so flach, dass man jeden größeren Stein in der Ferne erkennen kann - der Blick geht sooooo weit.


Irgendwann vor uns - mitten im Niemandsland - eine Polizeikontrolle. Die beiden Polizisten stehen in der Hitze irgendwo im NIrgendwo in voller Montur. Ein kurzer Blick in die Fahrzeugpapiere, dann können wir weiterfahren. Bis der nächste "Kunde" für die beiden kommt, werden bestimmt 15 Minuten vergehen. Am frühen Nachmittag erreichen wir Dalandzadgad, eine größere Stadt mitten in der Wüste, mit ca. 13000 Einwohnern. Der letzte größere Vorposten, bevor es richtig tief in die Wüste geht. Wir füllen natürlich noch einmal unsere Vorräte auf, tanken und genießen gerade rechtzeitig zum nachmittäglichen Gewitterschauer in einem Kaffee eine kleine Leckerei. Endlich können wir auch die Berichte der letzten Tage online stellen - zuletzt hatten wir keinerlei Mobilfunkempfang. So vergeht die Zeit und als wir die Stadt verlassen, hat sich auch das Gewitter verzogen. Nun stehen natürlich wieder alle Straßen und Pisten unter Wasser.
Weiter geht's Richtung Gurvan-Saikhan-Berge (auch "Die drei Schönen" genannt), die sich aus der Ebene bis auf 2800 m erheben. In diesen Bergen versteckt sich ein Touristen-Magnet, der natürlich auch uns anzieht, die Geier-Schlucht. Diese liegt mitten in einem riesigen Nationalpark. In der Nähe der Schlucht wollen wir unser heutiges Nachtlager aufschlagen, um uns morgen zu Fuß aufzumachen. Doch am Eingang zum Nationalpark heißt es für uns Ende - heute nicht mehr - Übernachtung in der Schlucht ist nicht gestattet - nach 18 Uhr kein EInlaß mehr. Dies kommt für uns ziemlich unerwartet, von einem reglementierten Zugang zur Yolin-Am-Schlucht haben wir noch nie etwas gehört. Aber ändern können wir es nicht und weitere Auskünfte gibt's mangels Verständigungsmöglichkeit auch nicht. Aber wir haben ja noch einen Trumpf im Ärmel, schließlich haben wir ein Allrad-Fahrzeug, das es uns ermöglicht, die Sache von hinten aufzurollen, spricht durch eine andere enge Schlucht - die wir ohnehin für den morgigen Weiterweg auf dem Plan hatten - an die Geier-Schlucht heranzufahren. Das heißt, noch einmal 20 km um den Berg herum. Egal, der Weg führt durch wunderschöne Landschaft, wieder grüne Hügel, die an die Berge heranreichen. Doch nach 20 km ist wieder Schluß, denn kurz vor dem Eingang in die Seitenschlucht steht ein Posten, der uns die Weiterfahrt nicht gestattet. Nach einiger Zeit der Gesprächsversuche wissen wir dann auch, dass auch diese Seitenschlucht gesperrt ist. Schade, aber gegen tollwütige Wolfe, die wohl schon mehrfach zugeschlagen haben sollen, kommen auch wir nicht an. Vielleicht, weil wir so nett sind (grins), wir kommen jedoch auf anderem Wege zumindest noch in den Genuß, die Seitenschlucht zu besuchen. Diese ist so spektakulär und steht auf unserer Wunschliste, weil sie so extrem eng ist. Und so lädt uns ein Freund des Wärters in sein Fahrzeug ein, uns - quasi unter Aufsicht - in die Schlucht zu fahren. Wir zögern einen kurzen Moment, nutzen dann aber diese Möglichkeit. Und so kommen wir - unsere Dicke schonend, denn der Weg ist ziemlich heftig - nach kurzer Fahrt auf mongolische Schnellfahrerweise in die Schlucht, durch die ein kleiner Bach fließt. Wir fahren bis zur engsten Stelle, wo der Landcruiser unseres Fahrers gerade so durchpaßt, ohne die Spiegel einklappen zu müssen. Das ist spektakulär. Zurück dürfen wir dann sogar zu Fuß laufen, wobei das Aufpasserfahrzeug immer in Sichtweite bleibt. Wölfe bekommen wir auch nicht zu Gesicht, aber wenigstens einen Steinbock.


Zurück am KOntrollposten bedanken wir usn mit einer Flasche Rotwein bei den beiden, die jedoch etwas skeptisch beäugt wird, eine Flasche Airag wäre wohl besser angekommen. Dann kommt noch die Familie des sheriffs an, einige Gruppenfotos werden geschossen, und wir machen uns im herrlichen Sonnenuntergang wieder auf den Rückweg - unser cleverer Plan, von hinten durch's Auge hat ja leider nicht funktionert. In der Nähe des Nationalparkeingang finden wir auf einem ruhigen Hügel einen schönen Plätz mit Blick viele viele Kilometer in die weite Ebene, am Horizont zucken wieder BLitze, von denen wir jedoch heute verschont bleiben.