Kharkhorin

Kharkhorin

Wenn man wie wir - mit Zelt bzw. Autobett - unterwegs ist, ist eine gesicherte Wettervorhersage zwar nicht überlebenswichtig, trägt aber zum guten Gelingen einer solchen Reise bei. Und so richtet sich unser Blick mehrmals täglich auf die Temperatur, den Wind und natürlich das Satellitenbild zwecks Regen- und Gewittervorhersage. So auch gestern Abend ... und erfreut stellten wir fest, dass die Nacht trocken und fast windstill werden soll, genauso wie der Morgen. Vielleicht lag es daran, dass wir nicht an jedem Oboo (zur Erinnerung: die Steinhaufen) anhalten, um ein Opfer zu bringen, drei Mal im Uhrzeigersinn um den Haufen herum zu tragen und um gutes Wetter zu bitten. Vielleicht ist eine Wettervorhersage für die mongolische Hochebene auch grundsätzlich nicht zuverlässig abzugeben. Wie dem auch sein, kaum waren wir im Bett, fing es an zu regnen. Die ganze Nacht - Regen. Am Morgen - Regen. Wir wollen aufstehen - Regen. Das ist gar nicht schön. Regen ist für uns immer schlecht händelbar, wir können nicht draußen essen, wir können das Zelt nicht trocken einpacken und die Sachen im Zelt gelangen nicht trocken in die Dicke, zumal Tisch und Stühle die ganze Nacht bereits ein Regenbad genommen haben. Nun ja, es ist, wie es ist, ändern können wir es nicht und irgendwie kriegen wir letztlich doch alles ins Auto, nicht ganz trocken und voller feuchtem Sand von den Dünen. Aber als alles verstaut ist, gibt's dann unter der Markis noch ein Frühstück im Stehen. Also alles gut ...;-)
Ansonsten stoßen wir heute in geschichtsträchtiges Gebiet vor. Es geht nach Kharkhorin. Von hier aus, dem alten Karakorum, wurde einst das größte Weltreich der Geschichte regiert, hier sammelte Dschingis Khan seine Truppen und machte Karakorum zur Hauptstadt seines Reiches, zumindest für 140 Jahre. Viel ist von dieser historischen Stätte heute nicht mehr zu sein, zwei große Steinschildkröten sind noch das offensichtlichste.
Ein Großteil der steinigen Überreste findet sich in der anderen Hauptsehenswürdigkeit von Kharkhorin, denn das Kloster Erdene Zuu wurde im 16. Jahrhundert aus den Trümmer des einstigen Karakorum errichtet. Das Kloster Erdene Zuu war das erste große Kloster auf dem Gebiet der heutigen Mongolei, und von hier aus verbreitete sich der tibetische Buddhismus.
Nach einem Plausch mit einem deutschen Paar, das wir schon im Oasis Guesthouse in Ulan Bator getroffen hatten, durchstreifen wir die vielen Tempel der KLosteranlage. Am meisten beeindruckt jedoch die gewaltige Umfassungsmauer, die das Kloster umgibt. Jede Seite dieser Mauer ist 400 Meter lang und in die Mauer sind insgesamt 108 Stupas eingelassen. Die Sonne, die grünen Steppenwiesen rundherum, der blaue Himmel und dazu diese gewaltige Mauer mit den vielen weißen Stupas ergibt ein wunderbares Gesamtbild. Von einem Aussichtsberg außerhalb der Stadt haben hierauf auch schon einen Blick von oben geworfen.
 
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Um das Kloster herum ist ziemlich viel los ... was wohl daran liegt, dass die MOngolen heute ihren Nationalfeiertag feiern. "Happy mongolian independence day" wünscht uns einer der Gläubigen, die - wie wir - einen Rundgang um die Klostermauern machen, nur ist er auf dem Pfad des Glaubens unterwegs und berührt dabei mit der Stirn jede der Stupas. So viel Zeit wollen wir uns nicht nehmen und machen uns auf den Weg Richtung Tsetserleg. Wir wollen sehen, wie weit wir kommen, denn dies ist das Gebiet, in dem die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen sein soll. Daher wurde - leider leider - hier in Karakorum auch das Naadam-Fest (das Fest der Feste für die Mongolen mit Ringen, Bogenschießen, Reiten - das wir gern erlebt hätten) abgesagt. So hoffen wir, dass uns der Zufall unterwegs noch zu einem Naadam-Fest führt).
 
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Und es bewahrheitet sich dann tatsächlich. Viele Pisten, die von der Hauptstraße abgehen, sind vermutlich nur noch für Einheimische zugänglich und dies auch nur nach einem Desinfektionsbad, so dass wir unsere geplante Rundfahrt hier nicht machen können. Ein Dorf, Tsenker, scheint sogar total verlassen, hier sind alle Zugänge in das Dorf gesperrt, sogar die Tankstelle darf nicht befahren werden und kein Geschäfts ist geöffnet. So kommen wir dann auch nicht zu den heißen Quellen, die ein paar Kilometer abseits der Hauptstraße liegen.
Der Weg nach Tsetserleg und weiter zu unserem heutigen abendlichen Ziel ist landschaftlich allerdings wieder ausgesprochen reizvoll. Am Taikhar Chuluu, einem 16 m hohen Felsen, der eigentlich dort, wo er steht, nicht so recht in die Landschaft passt, soll heute Schluß sein. Nur, kurz vor dem Ziel, passiert es schon wieder ... Regen ... in Bindfäden. Keine lange Diskussion, am Felsen gibt es ein schönes Camp, in dem wir erneut ein Ger beziehen. Ein Abendessen wird uns hier auch noch serviert. Und als wir fertig sind, ist der Regen dann auch wieder vorbei und wir genießen noch einen traumhaft schönen Abend inmitten der vielen Mongolen, die ihren Feiertag am Felsen verbringen. Der Trubel gleicht erneut einem Volksfest, überall Zelte, Pferde, Esel, Yaks zum Reiten, Musik, Verkaufsstände. Wir finden dennoch schnell in einen ruhigen Schlaf, und zwar ohne, dass noch ein weiterer Regentropfen aufs Jurtendach fällt ...