Unverständnis

Unverständnis

Ein ruhiger Morgen im Orkhon-Tal beginnt mit einem gemütlichen Frühstück, bei dem wir den Weitblick über die Ebene genießen. Auf kleinen Sandpisten fahren wir unserem heutigen Tagesziel, den Dünen von Mongol Els, entgegen. Ca. 200 km legen wir heute zurück, davon nur 3 km auf Asphalt. So tuckeln wir auf kleinen Pisten und Wegen durch die beeindruckende Steppenlandschaft, Hügel um Hügel erklimmen wir, und wie jeden Tag kreuzen zahlreiche Viehherden unseren Weg, flitzen die flinken Erdmännchen (es dürfte sich unserer Vermutung nach um Ziesel handeln) davon, wenn wir polternd an ihrem Bau vorbeiziehen. Ein paar Kraniche stolzieren an den Feuchtstellen entlang. Ein Hase lässt sich durch uns nicht stören. Und ständig kreisen Greifvögel tief über unseren Köpfen. Das alles bringt immer Abwechslung in den Fahralltag. Am Weg entlang liegen oft Tierkadaver, die vom harten Winter zeugen. Die Herden der Nomaden sind das ganze Jahr draußen und in den strengen Wintern in der Mongolei mit durchschnittlich minus 20 Grad Celsius (im extremen Fall bis minus 50 Grad Celsius) überleben oftmals Hunderttausende Tiere nicht. Im Sommer reichen die Temperaturen durchschnittlich von 15 bis 20 Grad im Norden und von 20 bis 25 Grad im Süden, wobei die Extremtemperaturen gut 40 Grad erreichen können. Von diesen sind wir momentan weit entfernt, aber zumindest die Vorhersage gibt es für die nächsten Tage einige Grad mehr an.
Wir kommen an den Ruinen einer alten Burg (Khar Bukhiin Balgas) vorbei, deren Ursprünge bis ins 9. Jahrhundert zurückreichen. Aus dieser Zeit ist jedoch nur noch ein Wall erhalten, ansonsten sieht man nur Ruinen aus Schieferplatten - diese allerdings exakt und akkurat geschichtet.
In Gurvanbulag tanken wir und fragen an der Tankstelle gleich mal nach, ob wir den direkten Weg am Dünenfeld entlang nehmen können oder doch lieber die längere Strecke außen rum nehmen sollen. Fünf Minuten später scheint sich das halbe Dorf um uns zu scharren, jeder schaut auf die Karte, es wird in Richtung des Dünenfeldes gezeigt, diskutiert, unsere Karte wandert von einer Hand zur anderen, aber ... wir haben eigentlich das Gefühl, das keiner unsere Frage so richtig versteht. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass die Mongolen immer den direkten Weg zu nehmen scheinen und unsere Frage nach einer besseren Wegalternativen so überhaupt nicht in ihr Verständnis passt. So entscheiden wir dann selbst und nehmen ... den direkten Weg, der wenige Kilometer hinter dem Dorf immer am Dünengürtel entlang führt.
 
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Die Piste führt durch Sand, ist aber für uns gut befahrbar, und endet letztlich an einer Asphaltstraße. Hier, wo dann jeder den Dünen recht nah kommen kann, denn die Asphaltstraße führt durch den etwa 50 km langen DÜnengürtel hindurch, ist dann auch fast wieder Volksfeststimmung. Eine Menge Jurtencamps sind hier zu finden, Bespaßung für jung und alt wird angeboten (von Ballspielen, Kamelreiten über Bogenschießen). Wir finden ein etwas ruhigeres Plätzchen genau am Fuß der Düne und wieder mit enormen Weitblick über die Ebene. Hier richten wir unser eigenes kleines Nachtlager ein und hören ... nichts ... nur die weit entfernten Scheinwerfer der Autos, die auf der Asphaltstraße unterwegs sind, zeigen, dass wir nicht allein sind.