Dschingis Khan

Dschingis Khan

 

Heute morgen lassen wir es uns noch im Oasis gutgehen, wenn wir auch nicht mehr so gute Belüftung in unserer Jurte hatten, denn unser Loch im Dach wurde doch tatsächlich noch dicht gemacht. Wir wollen es heute langsam angehen lassen und den Standort noch nutzen, um ein paar Notwendigkeiten zu erledigen. Natürlich nutzen wir auch die Duschmöglichkeit und lassen uns das Frühstück servieren. Wäsche haben wir auch waschen können, die Dicke ist ein wenig durchzuchecken (ein Lämpchen muss gewechselt werden), wir füllen Frischwasser auf und auch gleich unsere Lebensmittelvorräte für die nächsten Tage. Und zwischendurch lassen wir uns auch immer wieder gern zu einem Plausch mit dem einen oder anderen Reisenden hinreißen - jeder, der hier angekommen ist, hat schon seine eigene Geschichte zu erzählen, und so tauscht man sich auch gern aus, fragt nach den besten Pisten und Erfahrungen hinsichtlich der Befahrbarkeit. So vergeht die Zeit schnell, und es ist früher Nachmittag, bis wir vom Oasis abfahren.
Zunächst rollen wir Richtung Osten in den Terelj Nationalpark, wo wir einige schöne Felsformationen bestaunen können. Natürlich nutzen wir die sich bietende Gelegenheit und kehren in eine Jurte ein, um unsere Appetit mit dem uns schon bekannten Kuschur zu stillen - frisch in der Jurte für uns zubereitet. Unterwegs treffen wir auf eine Unmenge an Jurtencamps, die Gegend ist wohl ein Hauptausflugsziel für die Hauptstädter.
 
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Nicht weit entfernt lassen wir uns von dem monumentalen Reiterdenkmal des Dschingis Khan beeindrucken. Das Teil steht einfach so in der weiten Landschaft herum und ragt 40 m in die Höhe. Im Innern erwarten uns Souvenirshops (wir können glatt Postkarten und Briefmarken kaufen, das ist schon eine Besonderheit), wer Lust hat, kann sich gegen Geld in Kostüme und Trachten stecken lassen und sich so auch mal als Dschingis Khan fotografieren lassen. Wir nutzen den Aufzug, der im Innern der riesigen Figur versteckt ist und zu einer Aussichtsplattform führt (die liegt im Pferdekopf). Bemerkenswerter Weise befindet sich der Ein- und Ausgang zum Lift genau im Schritt des großen Mannes ...;-)
 
Auf der Straße wird es langsam ruhiger, der Verkehr nimmt ab, je weiter weg wir von der Hauptstadt sind. Eine gute neue Asphaltpiste führt uns südlich um die Hauptstadt herum, nun Richtung Westen. Es soll zum Hustain-Nationalpark gehen, den wir vom Süden her anfahren wollen, aber da sich auch dieser Tag so langsam dem Ende neigt, machen wir uns auf die Suche nach einem Standplatz für die Nacht. Ein potentieller Platz an einem kleinen Fluss ist auf der Karte schnell ausgemacht, die Route dorthin ebenso schnell bestimmt. Nach kurzer Zeit endet der Asphalt, und es geht auf gut befahrbahrer Piste weiter. Laut Karte noch etwa 12 - 15 km bis zum Stellplatz. Erste Wasserlöcher in den tiefen Stellen der Piste tauchen auf. Die Wasserlöcher werden größer und tiefer. Aus dem Wasser wird schließlich Schlamm. Abschnitte von 10 bis 15 Metern sind ein einziges Schlammloch, in dem die Dicke zeigen muss, was sie kann - mehr als einmal für einen kurzen Moment das Gefühl, dass der Grip soweit nachlässt, dass es nicht weitergeht. Schließlich erreichen wir eine Stelle, an der wir in etwa absehen können, ob es weitergeht oder ob wir umkehren müssen. Laut Karte ist 2 - 3 Kilometer "rechts" von uns eine Ansiedlung. Nach links ist der Boden so weich, dass dort kein Weg hinführt. Nach vorn sieht es so aus, als ob wir nach den nächsten zwei Schlammstellen an Höhe gewinnen und die Piste trocken wird. Allerdings scheint in dem vermeintlich letzten Loch ein LKW zu stecken. Wir beschliessen, dort zunächst zu Fuß hinzugehen und die Lage zu sondieren. Kurz bevor wir die Stelle erreichen, hat sich der LKW aus seiner Lage befreit und fährt von dannen. Mit seinen Bemühungen, sich aus dem Loch zu befreien, hat er diese Stelle aber für uns entgültig unpassierbar gemacht. Mittlerweile ist die Sonne hinterm Horizont verschwunden. Da wir gerade auf trockenem Platz stehen und das Stück Wiese neben uns ebenfalls trocken ist, überlegen wir kurz, ob wir an Ort und Stelle nächtigen oder die verbleibende Helligkeit noch nutzen wollen, um einen Weg aus dieser Schlamm-Catch-Arena zu finden. In Richtung der Ansiedlung sehen wir ein Fahrzeug fahren und beschließen, es ebenfalls in diese Richtung zu versuchen. Immer wieder ist der eingeschlagene Weg eine Sackgasse. Verdammt, irgendwie muss es doch in dieses Dorf gehen, aber es scheint, als sei das ganze Dorf von Schlamm und Matsch eingekreist. Nach etlichen Versuchen finden wir dann einen Weg ins Dorf, rechts abgebogen zwischen zwei Häuserreihen, befahrbare Piste, in 500 m Querverkehr, laut Karte und Geschwindigkeit des Verkehrs sogar Asphalt:-). Doch ... zu früh gefreut. Nach den 500 m liegen zwischen uns und der Asphaltstrasse zwei Wasserlöcher und eine Böschung. Das zweite der Wasserlöcher genau vor der Böschung. Sollte auch dieser Weg wieder eine Sackgasse sein? Wir schauen uns ein wenig um, ich sehe Fahrspuren an zwei Stellen der Böschung und beschließe durchzufahren. Anke zweifelt, dass wir die Böschung heraufkommen, zumal wir keine Ahnung haben, wie tief das Loch davor ist. Ich schau mir moch einmal die Fahrspuren an, eine der beiden endet vor Erreichen der Strasse, hat das Fahrzeug wohl nicht geschafft, die andere scheint durchzugehen. Bevor Anke ihre Zweifel in Worte fassen, tauchen die Vorderräder in das Loch ein, ich gebe Gas, es ruckelt einmal als die Vorderräder kurz den Grip verlieren ... und wir stehen auf Asphalt ... tatsächlich. Eine halbe Stunde später bauen wir im Dunkeln unweit der Strasse zwischen Bäumen unser Zelt auf und lassen den Abend ausklingen.