Ulan Bator (UB)

Ulan Bator (UB)

Regen und kühlere Temperaturen von knapp 20 Grad sind vorhergesagt, darum wollen wir den Stadttag heute für einige Erledigungen nutzen. Die Nacht in der Jurte war angenehm, wir hätten dem Regen, der durch das Loch im Jurtendach kam, zuschauen können, wäre es heller gewesen. So hörten wir nur kurz nach dem Zubettgehen etwas auf's Dach springen, tapp, tapp, tapp ... ein Katzenkopf erschien im Loch, besah sich die Situation und war schwupps wieder verschwunden.

Nach dem entspannten Frühstück im Oasis und netten kurzen Gesprächen mit dem einen oder anderen Gast entscheiden wir uns, doch das Auto zu nehmen, um zur Migrationsbehörde am Flughafen zu fahren, wo wir unsere Aufenthaltsverlängerung beantragen wollen. Wir können ohne Visum 30 Tage im Land bleiben, wollen aber ohne Eile unterwegs und auch für den Fall der Fälle eines unvorhergesehenen Problems gerüstet sein. Dafür benötigen wir auch Passfotos, die wir nicht haben. Mit dem Auto sind wir flexibler, was die Beschaffung der Fotos angeht und so quälen wir uns schweren Herzens mobil durch die Stadt. Das stellt sich - wie erwartet - wiederum als absolutes Chaos heraus. Wir sind froh, dass wir es ohne Beule bis zum Flughafen schaffen. Zwei Stunden später haben wir unseren gewünschten Stempel im Pass - wir dürfen nun bis zum 28.08.2018 in der Mongolei bleiben. Der Prozess der Verlängerung war nicht besonders schwierig, mit Englisch kamen wir mit den Beamten vor Ort gut zu Recht und auch die nötigen Passfotos bekommen wir vor Ort. Man muss nur immer viel Geduld mitbringen und mit dem Bürokratie-, Stempel- und Belegwahn arrangieren (wir werden nie wieder über den deutschen Amtsschimmel meckern).
Das Wetter ist nun besser als erwartet und so entern wir Ulan Bator zur Stadtbesichtigung. Ulan Bator an sich ist auf den ersten Blick nicht besonders schön. Eine viel zu schnell gewachsene Stadt aufgrund der Landflucht der letzten Jahrzehnte, die mit der Schaffung der nötigen Infrastruktur überhaupt nicht hinterher kommt (sofern sie denn gewollt ist). Riesige Wolkenkratzer mit Glasfassaden, glitzernde Werbung, viele große dicke Fahrzeuge auf der einen Seite - und - wenn man sich etwas abseits der üblichen Wege bewegt - die absolute Armut auf der anderen Seite mit den Jurtenvierteln ohne Strom und öffentliche Wasserversorgung, wo es nach Urin stinkt und alles in sich zusammenfällt, mit Bettlern und Betrunkenen in den öffentlichen Parks und an den buddhistischen Tempeln. Ein Mann ist uns besonders ins Auge gefallen, vor sich eine Waage. Er versucht auf diese Weise, sich über Wasser zu halten. Nun stelle man sich vor, wieviele Leute sich auf der Straße auf die Waage stellen, um ihr Gewicht zu ermitteln. Kann man davon leben?? ... Dieser Mann war übrigens nicht der einzige mit einer Waage vor sich ... Wir bekommen nur einen kleinen Einblick in das Leben der hiesigen Bewohner. Die Kontraste sind enorm ... es regt ein wenig zum Nachdenken an ...
 
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Einige Sehenswürdigkeiten von Ulan Bator lassen wir uns dann nicht entgehen. Wir erklimmen am Rande der Stadt das Zaisan-Denkmal, von dem man einen guten Blick über die Stadt hat. Das Denkmal ist ein monumentales Erinnerungsstück aus den Zeiten des Kommunismus. Es wurde den Mongolen seinerzeit von der Sowjetunion geschenkt - zur Erinnerung an die Gefallenen im Kampf gegen die Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Kurioserweise begegnet uns hier eine Hochzeitsgesellschaft. Wie schon in Russland lassen sich scheinbar auch die mongolischen Hochzeitspaare gern vor solchen Monumentalbauten aus der Vergangenheit, von denen es auch hier noch viele gibt, ablichten.
 
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Da wir ja nun mit dem Auto in der Innenstadt unterwegs sind, haben wir erwartungsgemäß Schwierigkeiten, einen Parkplatz zu finden. Am zentralen Platz ist bereits vieles abgesperrt in Erwartung des baldigen Naadam-Festes. Irgendwann haben wir Glück und sind dann weite Wege zu Fuß unterwegs - am Dschingis-Khan-Platz mit dem gigantischen Denkmal für ... Dschingis Khan ... in der Mitte des Platzes findet auch noch ein Reiterdenkmal für Süükhbaatar, dem Anführer der mongolischen Revolution in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts (wobei die heutige Vorliebe der Mongolen wohl eher Dschingis Khan gehört) - wir spazieren durch Nebenstraßen, durch Parks, lassen das Leben in der Hauptstadt auf uns wirken und vorbeiziehen - landen irgendwann im Kloster Gandan, einem weiteren wichtigen buddhistischen Zentrum, das wir uns sehr sehenswert ist.
Den Magen füllen wir uns im "Khan-Bräu", heute allerdings ohne "Gebrautes", sondern mit leckeren Früchtedrinks in der Sonne und Rippchen (a la Mongolei).
Am Abend fahren wir dann durch die inzwischen nicht mehr ganz so volle Stadt zurück zu unserer Basis, dem Oasis Guesthouse, wo wir mit Frank-Dieter verabredet sind. Wir haben ihn, einen Deutschen, der seit mehreren Jahren in Ulan Bator lebt, bereits vor unserer Abreise kontaktiert. Der Kontakt kam über das Landy-Forum zustande, und Frank, der selbst einen Range Rover fährt, konnte uns bereits im Vorfeld mit einigen wichtigen Informationen versorgen. Zusammen verbringen wir noch einen gemütlichen und interessanten Abend. Frank kann uns noch jede Menge über das Leben in der Mongolei erzählen. Wir bombardieren ihn mit Fragen zu Sachen, die uns hier aufgefallen sind und die wir mangels Sprachkenntnis auch kaum klären können. Das macht viel Spaß und hinterher sind wir nicht dummer ...;-) Es ist gut zu wissen, das da jemand ist, der einem im Notfall bei einem Problem vor Ort helfen könnte. Es wird ein langer Abend und wir fallen müde in unserer Jurte ins Bett.
 
ps: Aufgrund der dünnen Internetverbindung fehlen hier ein paar Bilder. Da zu erwarten ist das das nihct besser wird ist es durchaus möglich das wir ab jetzt nicht mehr so regelmäßig berichten können.