Amarbayasgalant

Amarbayasgalant

 

In der Nacht hat es geregnet. Der Morgen begrüßt uns wolkenverhangen, aber es ist warm. Wir ruckeln weiter auf unserer holprigen Piste Richtung Kloster Amarbayasgalant, als vier Kamele in unserem Weg liegen - naja, fast zumindest, wir müssen schon noch aussteigen und ein paar Meter neben die Piste treten und nach unseren Kamelerfahrungen im Oman sind wir relativ zurückhaltend. Aber so weit im Norden der Mongolei haben wir noch nicht mit den Wüstenschiffen gerechnet.
Nach zwei Stunden Holperfahrt weitet sich das Tal und das Kloster, das an einem Berghang errichtet wurde, liegt in seiner ganzen Pracht vor uns. Das Kloster zählt zu den wichtigsten buddhistischen Heiligtümern in der Mongolei und wurde ab 1727 errichtet. Vor der Zeit des Kommunismus lebten fast 2000 Mönche hier, was für uns angesichts der total abgelegenen Lage heute unvorstellbar ist. Viele Gebäude des Tempelkomplexes überdauerten die Zeit und wurden nicht zerstört, und so können wir heute ein architektonisch äußerst absprechendrd Tempel-Ensemble vor uns. Wir durchstreifen den Komplex - zwei junge Hunde als ständige Wegbegleiter. HInter der Tempelanlage führt eine lange Treppe den Berg hinaus zu einer riesigen Buddha-Statue. Einen Hügel weiter krönt ein riesiger Stupa (das ist ein Bauwerk, das Buddha selbst symbolisiert, manchmal werden darin auch Reliquien aufbewahrt, auch dieser muss im Uhrzeigersinn umrundet werden) einen weiteren Treppengang. Von oben hat man jeweils einen wunderbaren Blick auf das Tal mit den Jurten und den Viehherden, den Fluß, der durch das Tal mäandert und die Klosteranlage.
 
20180701 DSC0699420180701 DSC07026
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
20180701 DSC0704320180701 DSC07054
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
20180701 DSC0706820180701 DSC07075
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Auf anderem Weg geht es dann zurück zur Hauptstraße (schön, wieder Asphalt unter den Reifen zu haben) - es geht nun Richtung Hauptstadt, Richtung Ulan Bator, noch ca. 200 km entfernt. Leider fängt es jetzt an zu regnen, leider wird die Straßenqualität schlechter, so dass wir auch auf dem Asphaltband nicht so schnell wie gedacht vorwärts kommen. Und so wird die Fahrt in die Hauptstadt der Mongolen tatsächlich eine Quälerei. Riesige Löcher im Asphalt, daneben noch größere Löcher, Rohre, die über die Straße gehen, aber nicht im Asphalt verschwinden, verrückte mongolische Autofahrer - wer das nicht selbst erlebt hat, kann kaum nachvollziehen, wie schwierig die Strecke zu fahren ist. Zum GLück hat sich die Dicke bisher gut gemacht, und es ist noch alles heile. Am meisten sind wir aber noch darüber verwundert, hier, also auf dem Weg in die Hauptstadt, eine solch schlechte Straßenqualität vorzufinden. Extrem heiße Sommer mit über 40 Grad und extrem kalte Winter mit durchschnittlich minus 30 Grad sind wohl eine Ursache ...
In Ulan Bator selbst - es ist inzwischen schon dunkel - wird zwar die Straßenqualität wieder etwas besser, dafür haben wir auch noch um diese nachschlafende Zeit noch mehr verrückte mongolische Autofahrer um uns herum. Die meisten fahren, als gäbe es kein Morgen, als hätten sie ihren Führerschein im Lotto gewonnen. Fahrer und Navigatorin sind extrem angespannt, um sich durch die Drängler von rechts und links zur Wehr zu setzen. Es gibt keine Regeln, jeder scheint so zu fahren, wie es ihm gefällt. Kreuzungen werden voll gestellt, solange, bis gar nichts mehr geht. Es wird bei Rot gefahren, es wird sich hupend ein Weg gebahnt. Handys in der Hand der Fahrzeugführer sind noch die harmlosensten Dinge. Rote Scheinwerfern, blaue Scheinwerfer, solche, die blinken. Es ist das Chaos pur - und wir mittendrin. Echt extrem anstrengend, aber ... wir haben es geschafft und landen planmäßig im Oasis Guesthouse (das natürlich am anderen Ende der Stadt liegt). Dieses Gästehaus ist DER Treff für Leute wie uns in der Mongolei, die mit dem eigenen fahrbaren Untersatz unterwegs sind. Ob Geländewagen, Motorrad oder Allrad-LKW, ob Deutsche, Schweizer, Österreicher, Franzosen, Australier oder gar Amerikaner - jeder Overlander macht hier Station. Es herrscht eine entspannte Atmosphäre, es gibt warme Duschen, die Fahrzeuge können nach den Strapazen durchgecheckt werden, Wäsche kann gewaschen werden und ... es gibt österreichische Küche. Die gönnen wir uns, nachdem wir unsere Dicke auf em Gelände gerade noch haben unterbringen können (ca. 10 Fahrzeuge aus aller Welt stehen um uns herum), quartieren uns standesgemäß in eine Jurte ein (die eine Öffnung im Dach hat, die gerade nicht verschlossen werden kann - ein Eimer steht unter Loch zum Auffangen von Regenwasser) und schauen - während wir unsere Berichte schreiben - dabei zu, wie die Russen Spanien aus dem Turnier kicken. Noch ein kurzer Schnack rechts und links. Dann fallen wir hundemüde ins Jurtenbett ... und es fängt an zu regnen ...