Borovo

Heute geht es weiter auf der SH75 Richtung Permet.

Die gute Straße schlängelt sich weiter durch die einsame Berglandschaft, die hier die Hauptsehenswürdigkeit ist. Erster Halt heute ist das kleine Dorf Borovo. Hier erinnert ein Mahnmal an ein Massaker, das deutsche Soldaten 1943 an der Dorfbevölkerung verübten. Fast das ganze Dorf wurde hingerichtet, Männer, Frauen, Kinder, insgesamt 144 Personen. Die Namen der Getöteten sind auf Stelen verzeichnet, ansonsten macht das Mahnmal heute auch aus anderen Gründen einen traurigen EIndruck. Die Steine bröckeln, das Gras wächst hoch, keine Erklärungen sind verzeichnet.
An einer Kreuzung haben wir die Wahl, weiter auf der SH 75 oder die Bergstraße. WIr entscheiden uns für die Abkürzung, die Bergstraße, die schlecht zu befahren sein soll. Kaum eingebogen, hält ein albanischer Audi neben uns: "Das ist der falsche Weg." "Falsch für dich oder für uns?" fragen wir mit Blick auf beide Fahrzeuge. Unser Gegenüber lacht und versteht, und wir fahren weiter. Ein einer eingefassten Wasserquelle machen wir halt für einen Rundumblick mit Kekspause. Auch eine PFerdeherde kommt vorbei und nach einigem Zögern sind wir unser altes Brot los.

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Die Bergpiste lässt sich gut befahren und angesichts der herrlichen Ausblicke bereuen wir die Entscheidung nicht. Bald kommt die Vjosa in den Blick, einer der letzten Wildflüsse Europas. Schon im deutschen Fernsehen wurde über diesen schönen Fluss berichtet, der vor einigen Jahren fast - wie viele andere Flüsse auch - dem Bau eines riesigen Wasserkraftwerks zum Opfer gefallen wäre. Der Fluß schlängelt sich durch die Berglandschaft, mal eng durch felsige Abschnitte, mal ist das Flussbett breit geschottert. Allerdings ist das Wasser leider nicht so klar und türkis, wie wir es schon auf Fotos gesehen hatten, die Regenfälle der letzten Tage haben viele Sedimente gebracht, die den Fluss braun färben.
Dennoch wollen wir hier etwas Neues wagen - auf der Vjosa wird Rafting angeboten, unsere Teilnahme für den nächsten Tag klären wir an einem Campingplatz, der jedoch bereits so voll ist, dass wir die Nacht hier nicht verbringen wollen. Also weiter mit unserem Ausflugsprogramm - die heißen Quellen von Benja sind schnell erreicht. Voll ist es hier, viele Touristen und wohl auch Einheimische wollen sich in den natürlichen Thermalquellen erquicken, andere - wie wir - wollen einfach nur dem Treiben zuschauen. Für das stimmige Ambiente sorgt eine alte osmanische Steinbrücke, die über den Fluss führt. Zudem kann man bei Niedrigwasser in den Canyon hineinwandern, stellenweise durch das Flussbett selbst, was im Sommer sicherlich ein abkühlender Spaß ist - jetzt wird uns davon abgeraten, es sei momentan zu gefährlich. Also wandern wir noch in der Felslandschaft ein wenig flussaufwärts, bis wir uns entscheiden, mit dem Auto noch weiter ins Tal zu fahren, um eine weitere Brücke zu besichtigen.

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Beschwerlich arbeitet sich unsere Dicke den steinigen Weg nach oben. Leider wird dieser Ausflug allerdings nur kurz, Gewitter sind wieder einmal im Anmarsch, es beginnt wieder zu regnen. Dies ist kein Wetter zum Geländefahren, also kehren wir wieder um. Der Regen wird heftiger, und wir sind froh über unsere Entscheidung. Das ist wenig später auch eine Familie, die uns auf der Piste im Regen über den Weg läuft. Wir halten an und bieten an, die vier mit uns Tal zu nehmen. Nach einigem Hin und Her sitzen und liegen wir mit nunmehr sechs Personen bei uns im Auto (kaum zu glauben, was alles geht, wenn man will). Den Kids macht es Spaß und nach 15 Minuten Bergabfahrt im heftigen Regen sind wir alle froh, wohlbehalten wieder auf dem Parkplatz gelandet zu sein.
Bei dem Wetter haben wir allerdings keinen Bock mehr auf Camping. Direkt an der Vjosa finden wir ein Restaurant (Alvi), das auch zwei Zimmer anbietet, genau das richtige für uns, denn unser Zimmer mit Balkon liegt direkt über dem Fluss, wir werden sehr herzlich aufgenommen und zum Abendessen müssen wir nur eine Treppe nach oben steigen. Kosten ca. 35 EUR mit Frühstück - da kann man wohl nicht meckern. Aber vorher machen wir uns noch einmal zu Fuss auf zum Fluss. Die Wetterkapriolen sorgen für ein interessantes Schauspiel - ein Nebenfluss fließt unweit von uns in die Vjosa und ist aufgrund des heftigen Regens gerade extrem angeschwollen, so dass es zu einer starken Strömung kommt und der Fluss sich ein breites Bett bereitet. Das verschmälert sich allerdings gerade so langsam wieder.

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Beim Abendessen mit Blick auf die Vjosa freuen wir uns schon auf unsere morgige Tour. Wunderbar ruhig können wir hier einschlafen, nur der rauschende Fluss ist zu hören.