Baltikum
Der nächste Morgen empfängt uns mit Sonne. Wir rücken uns die Holzbank in Richtung Wasser, genießen unser Frühstück, lassen uns noch ein wenig über den gestrigen Grenzübertritt aus und springen zur MOrgenwäsche in den See. Wir sind wieder im Baltikum, das uns schon bei der Hinreise gut gefallen hat. Damals hatten wir von Lettland allerdings nichts weiter gesehen, als ein paar saftige grüne Wiesen rechts und links und einen Eisstand.


Jetzt wollen wir die letzten Tage nutzen, um noch ein wenig auszuspannen. In Lettland und Litauen haben wir nichts Konkretes vor. Der Star ist hier wohl die Landschaft, und die gefällt uns wieder ausgesprochen gut, auch wenn sie sich seit unserem letzten Besuch Anfang Juni doch sehr verändert hat. Jetzt fallen uns die vielen, vielen, vielen ... Obstbäume auf, die nicht nur in den Gärten stehen, sondern am Wegesrand, im Wald, einfach überall. Überwiegend Apfelbäume, deren Äste so schwer voller Früchte hängen, dass sie abbrechen. Das Fallobst liegt überall herum, wahrscheinlich ist es einfach viel zu viel, als das sich jemand die Mühe zum Einsammeln macht. Da wir die letzten Tage genießen wollen, meiden wir die Hauptstraßen und bewegen uns auf den Nebenwegen, die hier gut befahrbar sind, vorwärts. Wir halten an schönen Kirchen, an alten Ruinen, freuen uns immer wieder über die vollen Obstbäume in den kleinen Dörfern. An einem Mirabellenbaum bleiben wir stehen, eigentlich nur für ein Foto, denn unter dem Baum sammelt ein alter Mann die Früchte ein. Er grüßt freundlich, wir grüßen zurück. Der alte Mann kommt mit seinem vollen Blecheimer zu unserem Auto und gibt uns zu verstehen, dass wir probieren sollen. Gern doch ... ein Früchtchen für jeden. WIr sollen mehr nehmen, gibt uns der Alte zu verstehen. Ich krame eine Tasse aus dem Auto, um diese zu befüllen. Nein, viel zu klein, meint der Alte, und füllt uns einen ganzen Topf ab. Er lehnt ab, als wir ihm etwas entlohnen wollen. Vielmehr wedelt er mit immer noch vollen EImer herum. Wir sollen ihm tatsächlich alles abnehmen, im Garten lägen noch so viele Früchte herum, was ja auch stimmt. Aber was sollen wir Reisende mit einem EImer Pflaumen. Doch unsere Abwehrversuche scheitern. Der freche alte Mann kippt letztlich, als wir keine weiteren Gefäße herausholen, den ganzen Eimer in den Beifahrerfußraum ... oh je, jetzt haben wir doch den ganzen Eimer bekommen. So viele Früchtchen sind viel zu viel. Wir danken dem Alten noch einmal, der allerdings schon wieder unter seinem Baum hockt und uns gar nciht mehr beachtet. Ein paar Meter weiter sammeln wir den Fußraum frei und packen zwei Tüten voll. Nun muss wohl doch mal ein Kuchen gebacken werden.


So tingeln wir weiter durch die Gegend, wandern zu einem Aussichtsturm, machen dort Rast an einer schön angelegten Picknickstelle mit Tischen, Bänken, SPielplatz und Klo, schaukeln dort wie in unseren besten Tagen (allerdings hat es damals im Bauch noch nicht so gekribbelt). Und wieder läuft uns ein Fuchs über den Weg.
Für die Nacht finden wir uns in einem Camp am Fluß Daugav an. Der Platz wird von Sebastian betrieben, der - gebürtiger KÖpenicker - seit fünf Jahren in Lettland lebt - mit zwei Hunden, ein paar Ziegen und Hühnern - und sich sehr wohl fühlt. Er erzählt uns eine Menge über das Leben in Lettland. Wir finden ein ruhiges Plätzchen, backen - dank der vielen MIrabellen, die wir um Auto herumfahren und die gut gegen den inzwischen herrschen MIef in der Dicken ankommen - unseren ersten Kuchen im Omnia Campingbackofen (der ja so lecker wird!) , befeuern am Abend den Grill und werden fast ständig von den zutraulichen Hühnern belagert. Es ist schon dunkel, als wir uns in der Grillhütte am Fluß mit Letten und anderen Deutschen zusammenfinden und jeder seine Geschichten über seine Reisen zum Besten gibt. Ein gemütlicher Abend ... wenn auch in der Nacht an einem anderen lettischen Tisch trotz des einsetzenden Regens noch gesungen und gefeiert wird.


Zwei schnarchende Schnapsleichen wurden dann am Morgen von Sebastian in ihr Zelt gebracht. Einer verbrachte die Nacht im Regen schlafend auf der nassen Wiese, ein anderer saß morgens um 05:30 Uhr in seinem Auto und ließ den MOtor laufen ... war alles nicht schlimm, vielmehr zum Schmunzeln.
Auch der nächste Tag ist entspannend. WIr nehmen Waldwege, schauen uns immer wieder die Kleinode von Kirchen und Ruinen an, die am Wegesrand zu finden sind. Auf dem Weg liegt auch die Zitadelle von Daugavpils (deren Restaurierung, wie bei vielen anderen Sachen auch finanziert wurde aus Mitteln der europäischen Union - da sieht man mal, wo das Geld so bleibt - wird ja oft genug nicht wahrgenommen). Auch die Grenze nach LItauen passieren wir dann auf einem Feldweg. Natürlich ohne Probleme, denn hier gibt es ja keine Grenzkontrollen - etwas, worüber wir uns immer wieder freuen, wenn wir Grenzen passieren. Man fährt einfach einen Weg, dann kommt ein Schild, das man eine Grenze passiert, und fährt den gleichen Weg weiter ... dann müssen wir nach rechts abbiegen, denn nach links geht es nach Weißrussland - und dort dürfen wir ohne Visum nicht mal eben einfach so über die Grenze.
Gegen Abend sind wir im Aukstaitija Nationalpark ... viel Wald, viele Seen, einfach Natur pur. Hier ist - was sonst möglich ist - Campen nicht wild möglich, sondern nur auf ausgewiesenen Plätzen. Davon gibt es allerdings jede Menge und auch diese liegen meist schön am See mitten im Wald und sind mit Tisch, Bank und Feuerstelle ausgestattet. Wir suchen eine ganze Weile, weil wir ja ein einsames Plätzchen für uns haben wollen, bis es heftig anfängt zu regnen. Nun - da haben wir uns ja ein Ei ins Nest gelegt - Campen bei diesem Regen macht ja nun wirklich keinen Spaß ... wenig später finden wir ein kleines Häuschen, in dem wir noch unterkommen. Nachdem wir unseere Sachen ins Zimmer geräumt haben, sind wir total durchnässt. Unser Zelt würde wohl schon schwimmen ... egal, uns gefällt es dennoch sehr gut hier ... und morgen soll auch die Sonne wieder scheinen ...