Schon wieder

Schon wieder

Der Morgen beginnt - leider - so wie der gestrige Abend endete. Zunächst schien alles ruhig, als sich die Zelttür öffnete. Geweckt durch MUH und MÄH, ein wenig gerädert von der teilweise doch recht schlaflosen Nacht. Stühle und Tisch bauen wir auf, Schlafsäcke zum Entlüften nach draußen gebracht, Kaffee gekocht, Toast fertig gemacht ... Was fehlt ?? Natürlich rollt nach dem ersten Kaffeeschluss, aber noch vor dem ersten Bissen Toast wieder ein Gewitter heran. Wir sehen die Regenfront von den Bergen auf uns zukommen. Sch..... das war anders geplant. Erneut müssen wir uns beeilen, um alles trocken ins Auto zu kriegen. Betten einpacken, Zelt abbauen, Stühle und Tisch wieder einräumen - das Frühstück wird leider keines, denn der Toast landet als künftiges Kuhfutter weit weg auf der Wiese. Auch der Kaffeetasseninhalt fließt nicht genießerisch in den Mund, sondern muss ebenfalls notgedrungen die Erde bewässern. Gerade noch so schaffen wir es, uns und unseren Kram zu verstauen, da geht erneut ein heftiger Regenschauer mit Blitz und Donner nieder.
Unausgeschlafen, ungewaschen und mit unbefriedigtem Magen machen wir uns auf ... aber auch solche Momente, in denen nicht alles nach Plan läuft, gibt es auf einer solchen Reise ... und ... sie gehen auch ziemlich schnell wieder vorbei ...;-) Wenig später begrüßen uns die ersten Sonnenstrahlen, so dass wir unsere Morgenwäsche nachholen können. Die letzten Seifereste werden jedoch wieder mit den ersten Regentropfen abgewaschen. Wieder ein paar Kilometer können wir dann im Sonnenschein an einem austrocknenden See das Frühstück nachholen ... spätestens jetzt zeigt das Stimmungsbarometer wieder nach oben ...
Und die Geier warten schon ... Auf einem Hügel in der Ferne können wir durch's Fernglas mehrere dieser großen Vögel erkennen, die sich gerade an einem Schafskadaver laben. Wenig später das gleiche Schauspiel, nur etwas näher ... ein Fahrzeug, das auf der Ebene parkt, bietet uns Sichtschutz, wir pirschen uns hinter dem PKW an die 14 riesigen Vögel heran, um sie noch besser bei ihrer Mahlzeit beobachten zu können. Wunderbar, diese Vögel in ihrer natürlichen Umgebung beobachten zu können. Ein streunender Hund beendet unser Schauspiel, als auch er sich über das verendete Schaf hermacht. Die Geier warten ein wenig weiter auf ihre nächste Chance.
 
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In Mörön erledigen wir ein paar Einkäufe, schauen am Ringerstadion vorbei und nehmen hier auch den Schwarzmarkt mit. Das ist ein ganz offizieller Markt, wo jeder alles Mögliche verkauft - Frischfleisch, also ganze Schafe, Ziegen usw. am Stück, Stutenmilch in riesigen Fässern, Weizen, obst und Gemüse, Süßigkeiten, aber auch gebrauchte Schuhe, Taschen, Werkzeug, und es wird auch mit lebendigen Schafen und Ziegen auf dem Hänger gehandelt. Solche Märkte sind für uns Supermarkteinkäufer immer besonders interessant. Und auch wir können nicht widerstehen, wollen wir doch endlich mal wieder unseren Grill anwerfen, der - seit wir Russland verlassen haben - auf seinen nächsten Einsatz wartet. In einem der Fleischstände schlagen wir zu: Wir zeigen auf einen Fleischklotz und fragen "Muh"? Die Verkäuferin nickt. Natürlich wissen wir zwei Ahnungslosen nicht, welches gute Stück vom Rindvieh vor uns liegt, aber wir lassen uns zwei dicke Scheiben abschneiden, die wir für einen schmalen Taler mitnehmen. Mal sehen, ob Schmorfleisch auf unserem Grill landet oder ein zartes Filet ...
 
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Auf dem weiteren Weg Richtung Khövsgöl-See fallen uns gar die ersten Yaks und Rentiere auf Wegesrand auf. Auf die dicken Zotteltiere habe ich mich besonders gefreut. Gutmütig schauen sie uns an und langsam trotten sie an uns vorbei. Dann taucht der See vor uns auf ... die Wasseroberfläche glitzert im Sonnenlicht und eine wunderschöne Landschaft breitet sich vor uns aus, die ein wenig an die Alpen oder an Norwegens Fjorde erinnert. Der eiskalte kristallklare See ist von hohen Bergen umgeben, meist waldbewachsen bis auf die Bergkämme. Das Gebiet ist als Nationalpark ausgewiesen, für den wir einen kleinen Obolus entrichten müssen. Gecampt werden darf hier nur an ausgewiesenen Stellen. Wir entscheiden uns, das Westufer des Sees zu befahren, und wählen damit die bessere der beiden schlechten Pisten, die am Seeufer entlangführen. Nach unseren beiden letzten Gewitternächten entscheiden wir, uns etwas Luxus zu gönnen und fahren das Toilogt Camp an, das uns von Frank empfohlen wurde. Vom Südufer sind es bis dahin noch etwa 30 km, zunächst über einen Pass, dann windet sich die holprige Piste zum Seeufer, an dem sie entlang nach Norden führt. Hier staunen wir nicht schlecht, ein Camp neben dem anderen (wir haben nicht gezählt, aber 40 Camps sind es bestimmt), daneben dann die Campingplätze, auf denen man im Nationalpark offiziell campen darf. Dazwischen immer wieder Pferde, Kühe und Yaks. Das ist Tourismus pur, auch die Mongolen wissen offensichtlich die schöne Lage am Seeufer zu schätzen. Im Toilogt-Camp, das etwas abseits der Straße direkt am Seeufer liegt, haben wir Glück - es ist zwar voll, aber eine Jurte ist für uns frei - dieser Spaß ist mit ca. 40 EUR/pP nicht ganz billig, aber wir freuen uns auf eine heiße Dusche, ein warmes Bett und ein gutes Abendessen. Das Ger, also unsere Jurte, müssen wir selbst heizen, ein kleiner Ofen und Feuerholz liegen bereit. Es ist fast so warm wie in einer Sauna, als wir klitschnass von unserem Spaziergang zur nahen Lagune zurückkommen. Auch zu Fuß bleiben wir offensichtlicht heute nicht vom Wasser von oben verschont, das dann irgendwann als kleine Hagelkörner vom Himmel fällt (hey Mom, dein Anruf hat uns kurz vorher erreicht, als es nur ein wenig tröpfelte). In unserer warmen Jurte trocknet jedoch alles wieder schnell. Ach ja ... hier oben im Norden der Mongolei auf 1600 m HÖhe sind für heute Nacht 4 Grad angesagt ... und diese Vorhersage trifft dann auch tatsächlich zu ... brrrr ... das ist der Minusrekord unserer bisherigen Reise ...