Baikalbahn

Baikalbahn

Ein weiterer Höhepunkt unserer Zeit am Baikal steht heute auf dem Programm - eine Fahrt mit dem Retrozug auf der alten Baikalbahn. 84 km ist sie lang, die alte Strecke der Transsib entlang der Steilküste des Baikal an seinem südwestlichen Ende. Am Vorabend haben wir in der Touristeninfo auf den letzten Drücker noch zwei Tickets für den nächsten Tag ergattert. Erst später stellen wir dann fest, dass wir die Reise im "Retrozug" antreten und unsere zwei Waggons von einer bzw. sogar zwei Dampfloks gezogen werden.
Der Wecker klingelt unchristlich früh um 05:45 Uhr und nach einer kurzen Verabschiedung von unserem zeitweiligen Reisebegleiter gehen die bestellte Taxen in die jeweils andere Richtung in Irkutsk. Wir fahren zum Bahnhof, wobei der frühe Vogel, also wir, sich über den morgendlichen Nebel freut, der sich über dem großen Fluß in der Stadt, der Angara, niedergelegt hat und der so langsam im morgendlichen Sonnenlicht aufsteigt.
Im Bahnhof von Irkutsk finden wir trotz geänderter Zugnummer unsere beiden Plätze im Zug. Die Fahrt führt zunächst von Irkutsk auf der Strecke der Transsibirischen Eisenbahn nach Sludjanka am Südufer des Baikal. Dort haben wir unseren ersten Aufenthalt, bewundern das schöne Bahnhofsgebäude aus weißem Marmor und freuen uns, als wir unsere Dampfloks, die uns mit lautem Signalton und einer riesigen Dampfwolke begrüßen und die hier nun an unsere zwei Waggons gehängt werden sehen. Mit uns im Zug sind zumeist Russen unterwegs, aber auch ein paar asiatische Touristen aus Fernost und auch zwei deutschen Grüppchen. Wir lernen schnell den russischen Standard einer Zugreise kennen: eine Zugbegleiterin, schön uniformiert, die auch aufpasst, dass an jedem Halt, den wir machen werden, auch kein Fremdling in unseren Zug steigt; eine Reiseleiterin, die zunächst in ausführlichen Sätzen in Russisch und dann in knappstem Englisch die nächste Sehenswürdigkeit am Streckenhalt erklärt; eine (von uns so benannte) Waggon-Matroschka, die sich um unser leibliches Wohlergehen kümmert (so fehlt selbstverständlich auch ein Samowar nicht).
In Sludjanka beginnt dann der schönste Teil des heutigen Rundkurses. Die alte Bahnstrecke, einst Teil der Transsibirischen Eisenbahn, führt - heute eingleisig - am Steilufer des Baikals entlang und war seinerzeit eine ingeneurstechnische Meisterleistung. Es geht durch zahlreiche Tunnel, über unzählige Brücken, durch Galerien ... und das mit gefühlter Schrittgeschwindigkeit. In den kleinen abgeschiedenen Stationen machen wir unterwegs kleinere und größere Pausen, bewundern alte Bahngebäude und Anlagen aus der Zeit der Errichtung zu Beginn ab 1902. Die kleinen Orte an der Strecke sind nicht per Straße erreichbar. An den Bahnhöfen stehen einige fliegende Händler, die beim Halt Souvenirs, frisch geräucherten Fisch, gefüllte Teigtaschen usw. verkaufen. Mancher Unentwegte wagt während eines Zughalts auch einen Sprung ins kalte Nass des Baikals. Einen Teil der Strecke legen wir auch zu Fuß über die Gleise zurück (es fährt täglich nur ein Linienzug). Zelte stehen an den kleinen Strandabschnitten der Steilküste und viele Wanderer sind unterwegs. Und natürlich spielt uns das Wetter heute auch in die Karte. Postkartenidylle den ganzen Tag über.
Die Dampflokfahrt endet in Port Baikal, dort, wo die Angara als einziger Abfluss den Baikal verlässt. Hier setzen wir mit der Fähre über nach Listwjanka, wo uns ein Bus wieder nach Irkutsk zurückbringt. Gegen 21:00 Uhr sind wir wieder in unserem Hotel, müde und abgespannt ob des langen erlebnisreichen Tages, aber voller schöner Eindrücke.
 
20180623 DSC0643120180623 DSC06435
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
20180623 DSC0645320180623 DSC06465
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
20180623 DSC0647920180623 DSC06506
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
20180623 DSC0651120180623 DSC06519
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
20180623 DSC0655420180623 DSC06557
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
20180623 DSC0657820180623 DSC06587