Jenissei

Jenissei

Fluss der Verdammten - Fluss der Tränen - Sibiriens Schicksalsstrom. Viele huldvolle Namen wurden Vater Jenissei schon gegeben, dem gewaltigsten und wasserreichsten Strom Sibiriens. Und so war der Riese auch uns die 250 Mehr-Kilometer wert, um uns selbst ein Bild vom Jenissei in seiner enormen Ausdehnung zu machen. Da wir nicht per Auto bis zum Eismeehr im Norden kommen, wo der Jenissei seine größten Maße erreicht, fahren wir von der Hauptstraße, der M53, ab.
Am Morgen werden wir an unserem Stellplatz im Dorf aber erst einmal von einem lauten Muh (beachte: kein isländisches Huh!) geweckt. Eine ganze Kuhherde lässt sich direkt neben uns nieder und so manches Rindviech wäre wohl einer Teilnahme an unserem Frühstück nicht ganz abgeneigt.
Dass wir eine Nebenstrecke zum Jenissei gewählt haben, macht sich wenig später dann auch an der Straßenqualität bemerkbar. Viele Kilometer holpern wir über mehr oder weniger gute Schotterstraßen. Unsere Dicke hat sich jetzt ein dreckig braunes Kleid zulegt, da es in der Nacht geregnet hatte und die Pisten vermascht sind.
Die Landschaft um uns herum gefällt uns ausgesprochen gut. Es wird bergiger, die Straßen kurviger, saftig grüne Wiesen, frisch gepflügte Felder - um uns herum eine Postkarten-Idylle, ähnlich wie im bayerischen Bergland. Aber wir sind immer noch im tiefsten Sibirien ...;-) Das wird uns dann auch wieder bewusst, als nach den durchquerten einfachen Dörfern dann plötzlich ein gewaltiges Kraftwerk und Schlafstädte für die Werktätigen des Werks vor uns liegen.
Bevor es dann tatsächlich an den großen Fluss geht, machen wir Halt am "Kafe na Jenissei". Das erste Mal bekommen wir deutsch- und englischsprachige Unterstützung bei unserer Bestellung durch ein paar junge Russen. So kommen wir einfach in den Genuss neuer schmackhafter Gerichte.
 
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Nach ein paar Kilometern Bergabfahrt ist es dann soweit.  Der Jenissei breitet sich vor uns aus. Schon von weitem sieht man seine Ausläufer, die sich fjordähnlich ausbreiten. An den flachen Uferstellen stehen viele Autos, daneben Zelte. Auf der anderen Seite sind riesige Wälder zu sehen. Der Sonnenschein gibt dem herrlichen Ausblick bei der Anfahrt noch das Besondere. Einfach schön! Und dann stehen wir am Ufer des großen Stroms, das gegenüberliegende ist ca 4 km entfernt. Ausmaße wie ein See hat der riesige Fluß, allerdings hier kaum Strömung. Wir parken am Fähranleger, der aber nur als solcher zu erkennen ist, weil wir wissen, dass es hier eine Fährverbindung gibt. Eine Schotterpiste führt genau ins Wasser, k ein Fahrplan, überhaupt kein Hinweis auf irgendwas, nur fünf, sechs wartende Fahrzeuge. Schade, dass wir die Fähre selbst nicht sehen, das Boarding wäre sicherlich ein interessantes Schauspiel. DIe nächste Brücke über den Jenissei in nördliche Richtung ist übrigens ca. 120 km entfernt, flußaufwärts dürften es mindestens 300 km sein. Schneller, weiter, höher ist hier in Sibirien tatsächlich oft die Devise. Wir spazieren am mehrere hundert Meter langen Sandstrand entlang. Auch hier sind viele Zelte aufgebaut, es wird einfach mit dem Auto an den Strand gefahren, ein Feuer gemacht, gegrillt und laute Musik gehört. Wir bleiben noch eine Weile, schießen jede Menge Fotos, beobachten die zahlreichen Greifvögel und genießen den erhabenen Moment, hier zu sein.
 
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Es geht jetzt direkt in Richtung Krasnojarsk. In Divnogorsk machen wir noch einen Zwischenhalt am zweitgrößten Wasserkraftwerk Russlands, sind aber etwas enttäuscht von dem, was wir hier zu sehen (oder eben auch nicht) bekommen. Die Staumauer ist zwar über einen Kilometer lang und am Fuß 124 m dick, vermutlich fehlt für das Beeindruckende aber die Höhe der Staumauer.
Morgen steht ein Wandertag auf dem Programm und fahren wir eine nettes kleines Hotel beim Stolby Nationalpark an, wo der Abend bei Bier und Fußball ausklingt (Marokko gg. Iran - gääähn).